Gustaf Gründgens - Der Schauspieler und die Macht.

Peter Michalzik

Buch, Taschenbuch
Ausgabe vom 2001
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Gustaf Gründgens - Der Schauspieler und die Macht. - Peter Michalzik
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Zwei Dinge formten im wesentlichen das heutige Gründgensbild des dämonischen Schauspielergenies und karrieregeilen Bilderbuch-Opportunisten während der Nazizeit: Klaus Manns Mephisto-Roman und Klaus Maria Brandauers Darstellung des Hendrik Höfgen, der Gründgens nachempfundenen Figur im gleichnamigen Film. Michalzik nimmt diesem Bild das Holzschnittartige. Es entsteht das Porträt eines charismatischen, theaterbesessenen Beaus, ungreifbar und gierend nach gesellschaftlichem Aufstieg. Nur so läßt sich die dubiose kurzlebige Ehe des homosexuellen Gründgens mit Erika Mann erklären (noch nach Jahren schwärmte er stolzerfüllt von Thomas Manns Hochzeitsrede). In Erikas Bruder Klaus schuf er sich einen lebenslangen Erzfeind. Der Schriftstellersproß durchschaute lange vor der Machtergreifung die chamäleonhafte Aufsteigermentalität des Mimen, die ihn später zum Protegé Hermann Görings werden ließ, der Gründgens im Jahre 1934 zum Intendanten des Preußischen Staatstheaters berief. Zur Durchsetzung seines hehren Theaterbegriffes arrangierte er sich mit den Nazis, sie benutzten ihn als Aushängeschild. In den 30er Jahren wurde er zum hofierten Star. Rauschende Ballnächte in Karinhall und Nobelkarossen schmeichelten seiner Ehrsucht. Kleinbürgerliche Ideale und große Kunst, beide hatten in Gründgens Platz. Seine werkgetreuen Inszenierungen und seine Schauspielkunst waren unangefochten: Mit dem Hamlet von 1936 setzte er Maßstäbe. Der Snob von Sternheim war ihm ebenso auf den Leib geschrieben, wie jene andere große Rolle seines Lebens: Der Mephisto im Faust. Seine Kreation. In diese ihm wesensverwandte Figur schlüpfte er wie in eine zweite Haut, machte sie zur Ikone. Befremdlich und wirklichkeitsresistent wirkte nach dem Krieg Gründgens' Beteuerung, Theater gegen die herrschende Reichsdramaturgie gemacht zu haben. Gerne behauptete er, gerade durch die Beziehung zu Göring jüdischen Schauspielern in seinem Ensemble Schutz geboten zu haben. Derart reingewaschen konnte die zweite Karriere dieses Meisters aus Deutschland beginnen. --Ravi Unger

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