Paula Modersohn-Becker: Eine Biografie

Kerstin Decker

Buch, Gebunden
Ausgabe vom Aug. 2007
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Paula Modersohn-Becker: Eine Biografie - Kerstin Decker
Die Malerin Paula Modersohn-Becker (1876-1907) war eine der bedeutendsten Vertreterinnen des frühen Expressionismus in Deutschland. im rahmen der berühmten Künstlerkolonie Worpswede und bei mehreren Aufenthalten in Paris, dem damaligen Mekka der modernen Kunst, entwickelte sie einen ganz eigenen, ausdrucksstarken Stil, der an Cézanne, Gauguin und den frühen Picasso erinnert. im November 2007 jährt sich Modersohn-Beckers Todestag zum 100. Mal, Anlaß für große Ausstellungen und Medienberichte.
Von ihrem Mann Paul Modersohn wurde ihr Wirken einmal als "Löffel-und-Kolben-Malen" bezeichnet: Hände wie Löffel, Nasen wie Kolben. "Paula ist die Malerin des Runden unter den Bedingungen der Modernität." Sie malt geteilte Räume, Rundräume, die sich selbst genug sind.

Aber was für ein Mensch verbarg sich hinter dieser großartigen Künstlerin? Welchem inneren Antrieb folgte sie mit ihrem künstlerischen Schaffen? Die Autorin Kerstin Decker begibt sich ganz tief in die Seele dieser Frau. An die Seite von Paula Modersohn-Becker stellt Kerstin Decker Rainer Maria Rilke - deren "seelenverwandten" Freund.

Einen weiteren großen Schwerpunkt in dieser Biografie - die vor allem intensiv und tiefgreifend die Jahre 1900 bis 1906 beleuchtet - nehmen das Leben in der Künstlerkolonie Worpswede, aber auch ihre künstlerischen Schaffensreisen nach Paris und ihre tiefe Freundschaft zur Bildhauerin und späteren Frau Rilkes - Clara Westhoff - ein.

Aber immer wieder fließen die elegischen Worte Rilkes ein.
Beiden Künstlern der Avantgarde hat Kerstin Decker in diesem Buch ein Denkmal gesetzt. Diese Biografie scheint aus der Feder Rilkes geschrieben. Die Autorin trifft dessen hohen Ton veritabel, übernimmt dessen "Schwung der Rede", ohne ihn oberflächlich zu kopieren. Anhand eingeflochtener Gedichte Rilkes und inniger Briefwechsel der beiden verschmilzt der Leser kongenial mit dieser außergewöhnlichen Frau. Ein zartes Klingen und Vibrieren durchzieht die Zeilen, erzeugt ein feines Tremolo beim Lesen.
Diese Biografie liest man physisch, fühlt sie in allen Nerven, in den Handgelenken, den Fingerspitzen, den Lippen: lyrische Prosa für die Augen der etwas anderen Art. Hier sind keine Daten chronologisch aneinandergereiht, sondern immer wieder springt die Autorin aus den letzten Jahren der Künstlerin in deren Anfangszeit zurück.

Gleichzeitig legt die Autorin ein sehr gut recherchiertes Werk vor und bringt alles in einen kohärenten Zusammenhang. Gedanken und Gefühlen der Personen, die nicht auf tatsächliche Zeitzeugnisse zurückzuführen sind, nähert sich Decker behutsam an, wägt ab, variiert.
Nie zwingt sie ihre Interpretation auf. Sie erzeugt eine Art literarischen Schwebezustand, so dass der Leser sich eigenständig positionieren kann.

Fazit:
Jede Kunst braucht ihre Entdecker. Die Entdeckerin des Menschen Paula - das ist Kerstin Decker. Sie schafft einen Klangraum mit vielen Gleichschwingenden, aber jeder ist doch sein ganz eigener Ton darin.
Ein großartiges Buch und eine wunderbare Erinnerung anlässlich ihres 100. Todestages am 21. November 2007.

Um eine Buchempfehlung mit modifizierten Worten dieser großartigen Malerin zu geben:
Lesen! Lesen! Lesen!