Rudi Carrell: Ein Leben für die Show

Jürgen Trimborn

Buch, Gebunden
Ausgabe vom 2. Aug. 2006
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Rudi Carrell: Ein Leben für die Show - Jürgen Trimborn
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Gewiss, man war vorgewarnt. Die tödiche Krebserkrankung war bekannt. Sein letzter Auftritt im Februar, die Verleihung der Goldenen Kamera für sein Lebenswerk, geriet zu einem schmerzlichen Abschied. Dann der Rückzug, das grausame Warten. Und doch, es kam wie so oft, wenn ein Mensch geht, der sich jahrelang im kollektiven Bewusstsein einer ganzen Nation verankert hat: Als am 7. Juli 2006 mitten im WM-Rausch die Nachricht vom Tode Rudi Carrells eintraf, stellte sich die merkwürdige Empfindung ein, so etwas wie einen nahen Freund verloren zu haben. Einer war bis zum Schluss dabei. Für den Biografen Jürgen Trimborn hatte Rudi Carrell sämtliche Geheimfächer seines Lebens geöffnet. Das Vermächtnis eines geborenen Entertainers. Und einer nicht eben leicht zu fassenden Persönlichkeit. Familiär so loyal wie flatterhaft (Seitensprünge blieben eine lange ausgeübte Nebentätigkeit Carrells). Charmant seinen Fans gegenüber, konnte er, wenn es ums Wichtigste, der perfekten Show ging, zum regelrechten Despoten werden, wie Mitarbeiter im Buch versichern. Trimborns akribische Spurensuche beginnt 1934 im holländischen Alkmaar. Es scheint, als hätte der Vater, ein in Holland nicht unbekannter Conférencier und Zauberkünstler, der später den Erfolg des Sohnes eifersüchtig beobachtete, die entscheidenden Wurzeln gelegt. Im Fernsehholland der 60er-Jahre längst eine Institution, blies die ?Rudi Carrell Show? bald auch den öffentlich rechtlichen Bildungsmief aus den Wohnstuben der Deutschen. Wo bisher missmutige Quizbeamte ihre Kandidaten abgekanzelt hatten, hielt nun internationales Entertainment Einzug. Carrell statt Lembke! In dem mehr als 500 Seiten starken Werk machen Trimborns Analysen und Werkstattberichte der legendären Carrell-Shows den Löwenanteil aus. Es entsteht das Bild eines regelrechten Fernsehbesessenen und Gagproduzenten, eine gottgleiche TV-Personality, die auch Opfer forderte. Diese manische Seite Carrells bestätigt auch Tochter Caroline, die als Kind den Vater als ständigen Gaglieferanten problematisch fand. Nicht verschwiegen werden bislang unbekannte private Details, so die Trennung von seiner ersten Frau Truus, die weder in der Fernsehwelt noch in Deutschland heimisch wurde, sowie die Affäre seiner geliebten, viel zu früh verstorbenen zweiten Frau Anke mit Andre Heller. Privates blieb perfekt abgeschottet, Die Show war sein Leben. Man mag es Fassade nennen, aber sein Öffentlichkeitsgesicht war ein freundliches, zugewandtes. Eines, das man jetzt schon vermisst. ?-Ravi Unger