Dummgeglotzt: Wie das Fernsehen uns verblödet

Alexander Kissler

Buch, Gebunden
Ausgabe vom 20. Juli 2009
Verkaufsrang: 166487 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783579068862
ASIN: 3579068865 (Amazon-Bestellnummer)
Dummgeglotzt: Wie das Fernsehen uns verblödet - Alexander Kissler
Medien- respektive Fernsehschelte hat derzeit offenbar Hochkonjunktur. Nicht erst, aber ganz besonders seit dem Eklat, den Marcel Reich-Ranicki im Oktober letzten Jahres, mit der Ablehnung des Deutschen Fernsehpreises auslöste. Ein Buch nach dem anderen, das sich mit der allgemeinen "Verblödung" unserer Gesellschaft auseinandersetzt, drängt derzeit auf den Markt. Nach Generation Doof von Anne Weiß und Stefan Bonner, Verblöden unsere Kinder? von Jürgen Holtkamp, Die verblödete Republik von Thomas Wieczorek hier nun Dummgeglotzt, in dem Alexander Kissler einmal mehr der inzwischen alles andere als originellen Frage nachgeht Wie das Fernsehen uns verblödet.
Wer meint, Michael Jürgs sei in seinem Rundumschlag gegen die bundesdeutsche TV-Landschaft nicht zu toppen, hat Kissler noch nicht gelesen. In der Sprache zwar wesentlich seriöser und in der Sache analytischer bläst der Kulturjournalist Kissler auf breiter Front zur alles vernichtenden Attacke gegen das Fernsehen, das er als Verblödungsmaschine Nummer Eins identifiziert hat. Und er lässt dabei keinen Stein auf dem anderen. Dabei bekommt nicht nur das Prekariat sein Fett weg wie bei Jürgs, sondern die Gesellschaft ganz allgemein, deren Medienkonsumgewohnheiten von Kissler an den Pranger gestellt werden. Nur dumm, dass es sich bei den Befunden, über die sich der Autor echauffiert, überwiegend um "olle Kamellen" handelt. Schon im Zeitalter, als es nur drei Kanäle gab, sind Eltern und Lehrer über die Verplemperung wertvoller Lebenszeit durch undifferenziertes und übermäßiges Röhrenglotzen hergezogen. Zur Langeweile trägt zudem Kisslers Neigung zu ausufernden Referaten über ausgewählte Formate bei, die er zur Untermauerung seiner Medienkritik heranzieht.
Wie schon bei Jürgs? Seichtgebiete ist auch hier bemerkenswert, dass das Buch im Verlag einer Mediengruppe erschienen ist, deren Gütersloher Mutter seit 1984 zu den Pionieren des deutschen Privatfernsehens gehört und durch Beteiligungen an Sendern wie RTL wesentlich zu der beklagten medialen Verblödung der Gesellschaft beigetragen hat. Wohl weniger ein Zeichen von Einsicht und Reue als von einem guten Riecher für profitträchtige Themen des Zeitgeistes. ? Arnold Abstreiter