Frontberichte: Die Macht der Medien in Zeiten des Krieges

Bettina Gaus

Buch, Gebunden
Ausgabe vom 13. September 2004
Verkaufsrang: 82470 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783593375434
ASIN: 3593375435 (Amazon-Bestellnummer)
Frontberichte: Die Macht der Medien in Zeiten des Krieges - Bettina Gaus
Ein desillusionierendes Buch zu einem unschönen Thema haben wir hier anzuzeigen. Trotzdem sollte man es lesen! Die taz-Korrespondentin Bettina Gaus berichtet darin von ihren journalistischen Fronterfahrungen, analysiert die journalistischen Produktionsbedingungen in Zeiten des "militainment" und entlarvt die Informationsgesellschaft als "eine große, kollektive Selbsttäuschung".
Auch wenn man uns die Bilder live ins Wohnzimmer einspielt, wie im Golfkrieg 2003, sind wir noch lange nicht wirklich informiert! "Für seriöse und verantwortungsbewusste Fotografen, Reporter, Kameraleute, Moderatoren und Nachrichtenredakteure besteht eine der wichtigsten, aber zugleich schwierigsten Aufgaben darin zu erkennen, wann sie instrumentalisiert werden sollen und wie sie sich dem entziehen können", schreibt Gaus, die jahrelang für verschiedene Medien aus den Krisengebieten Afrikas berichtet hat und dabei selbst hat erleben müssen, wie man Journalisten gezielt zu instrumentalisieren sucht. Viel zu oft erfolgreich! Nicht nur muss man das falsche Spiel erst einmal durchschauen, man ist darüber hinaus schließlich auch auf die Duldung einer der beteiligten Parteien angewiesen ist - und auf deren "Informationen".
Nicht minder schwer wiegen selbstgemachte Zwänge: "Der Wunsch nach Zuspitzung, nach Personalisierung sachlicher Fragestellungen und Probleme, nach einer Dynamik der Ereignisse, kurz: nach einer Berichterstattung, die nicht langweilt", eine Tendenz befördert hat, "über Kriege auf eine Art und Weise zu informieren, als handele es sich um sportliche Ereignisse." Und dies gilt nicht nur für das Fernsehen, sondern auch für weite Teile der so genannten Qualitätspresse. In der Summe droht deshalb eine schleichende Verharmlosung des Krieges. Nicht nur in den Medien, sondern vor allen Dingen auch in unser aller Köpfen. All dies führt Gaus' Buch sehr anschaulich vor Augen. ? Hasso Greb