Thomas Mann: Das Leben als Kunstwerk. Eine Biographie

Hermann Kurzke

Taschenbuch
Ausgabe vom November 2005
Verkaufsrang: 32140 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783596148721
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Thomas Mann: Das Leben als Kunstwerk. Eine Biographie - Hermann Kurzke
Wohl kaum ein zweiter deutscher Dichter des 20. Jahrhunderts hat sein Leben derart zu literarisieren gewusst wie Thomas Mann (1875-1955). Die akribisch geführten Tagebücher des Erzählgenies geben selbst über kleinste Ess- und Schlafgewohnheiten Aufschluss, und seine formvollendeten Briefe an Freunde und Kollegen schrieb Mann, sofern sie nicht ohnehin in Romane Eingang fanden, immer auch auf eine mögliche posthume Veröffentlichung hin. Ziel war es, wie der Autor in einem Brief an Eberhard Hilscher 1951 festhielt, ein "in sich geschlossenes Lebenskunstwerk" zu erschaffen.
Diesem Aspekt einer ästhetischen Verwandlung von Leben in Kunst widmet der Mainzer Germanist Hermann Kurzke seine umfassende, überaus kundige und sehr gut lesbare Biografie. Akribisch und mit viel Sinn für scheinbar Nebensächliches ("Als Kleinkind schlief Tommy in einem Gitterbettchen mit grüner Gardine") schildert er Manns Werdegang vom bildungsbürgerlichen Lübecker Kaufmannshaushalt über die Exilzeit in den USA bis hin zu Ruhm und Ärger der späten Jahre in der Schweiz. Wie fruchtbar dabei auch die biografische Lesart der Werke eines Schriftstellers geraten kann, der sich und seine Zeitgenossen immer wieder hinter den Masken seiner Romanhelden zu verstecken wusste, demonstrieren vor allem die fundierten Kapitel über den Zauberberg (1924) und die Joseph-Tetralogie (Band 1: Die Geschichten Jaakobs, Band 2: Der junge Joseph; Band 3: Joseph in Ägypten; Band 4: Joseph, der Ernährer (1933-1943)).
"Spielerisch huscht Thomas Mann immer wieder hinter seine Figuren", schreibt Kurzke dementsprechend. "Neckisch zwinkert er dem Leser zu und fordert ihn auf, ein gleiches zu tun, Figuren zu suchen, hinter denen er sein Freud und Leid verbergen, aber auch zugleich offenbaren kann". So ist die kluge, brillant geschriebene Biografie nicht zuletzt auch eine Einladung, Bücher wie Buddenbrooks (1901), Tod in Venedig (1912), Doktor Faustus (1947) oder Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull (1954) mit neuen Augen zu lesen. -Thomas Köster