Nörgeln!: Des Deutschen größte Lust

Eric T. Hansen

Buch, Broschiert
Ausgabe vom 4. August 2010
Verkaufsrang: 6092 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783596178599
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Nörgeln!: Des Deutschen größte Lust - Eric T. Hansen
Dass einen der Anblick eines völlig zerfledderten Rezensionsexemplars im Briefkasten nicht gerade in Hochstimmung versetzt, ist uns bisher nur allzu menschlich erschienen. Zumal wenn der Zusteller per Vordruck nur lapidar mitteilt: "Die Sendung wurde leider beschädigt und deshalb von der Deutschen Post mit Kunststoffhülle versehen." Doch weit gefehlt. Seit wir das Buch von Eric T. Hansen gelesen haben, wissen wir, dass Emotionen wie diese eine Frage der Nationalität sind. Denn so ist er eben, "der Deutsche": ein notorischer Lästerer, Querulant und Miesmacher.
"Nobody nörgels better", wie es der gebürtige Hawaiianer ausdrücken würde, eine echte Frohnatur, der ursprünglich vor 30 Jahren als Verkünder der Kirche der Heiligen der Letzten Tage nach Deutschland gekommen ist und sich hier zeitweise immer noch vorkommt wie auf einem fremden Planeten. Gerade dies ist es, was den als Prediger des Buches Mormon grandios gescheiterten Publizisten veranlasst hat, sich der Ergründung der deutschen Volksseele zu "verschreiben". Dass er in seinem neusten Buch mit beißender Ironie einmal dem Nörgeln in all seinen Facetten ? angefangen vom Lamentieren als literarischer Gattung wie bei Goethes Faust über feuilletonistisches Sprachdrechseln bis hin zu Kraftausdrücken ? auf den Grund geht, ist längst überfällig. Schließlich sei es ihm als typischer Wesenszug der Deutschen von Anfang an besonders aufgefallen. Ja es habe ihm sogar imponiert, wie er bekennt. Denn anders als in den USA oder Japan, wo es als Zeichen von Schwäche bzw. Kindlichkeit gelte, werde Nörgelei in Form von Kritik hierzulande als Ausweis besonderer Intelligenz praktiziert. Wenn man sich in Deutschland beispielsweise profilieren wolle, dann nicht mit Ideen sondern mit dem Zerpflücken von Vorschlägen. Für Hansen übrigens eine wesentliche Ursache, warum Deutschland weniger als Land der Innovation als der Sicherheit und Risikoscheu in Erscheinung trete.
Ein ebenso amüsantes wie intelligentes Buch, erleuchtend und entlarvend ? in seinen Generalisierungen und Pauschalisierungen aber am Ende doch bloße Satire. Obwohl das zerstörte Buch zugegebenermaßen tatsächlich schon als Corpus delicti für entspannte Lästerrunden über den Niedergang der deutschen Dienstleistungskultur im Freundeskreis herhalten musste? ? Franz Klotz