Tschetschenien: Die Wahrheit über den Krieg

Anna Politkowskaja

Buch, Broschiert
Ausgabe vom 6. Mai 2008
Verkaufsrang: 50147 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783596179299
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Tschetschenien: Die Wahrheit über den Krieg - Anna Politkowskaja
"Chronistin dieses Unglücks", nennt Dirk Sager, ZDF-Korrespondent in Moskau und Verfasser des Vorworts, die preisgekrönte Autorin. Nach der Lektüre dieses Buches kann man ihm nur Recht geben. Denn die Art, wie Anna Politkovskaja berichtet und erzählt und so das Leiden und den Existenzkampf der Menschen abbildet, ist virtuos: Fakten und Eindrücke, alle in eigener, oft lebensgefährlicher Recherche zusammengetragen, verdichten sich zu einem erschütternden Gesamtbild des zweiten Tschetschenienkrieges, der seit 1999 im Nordkaukasus tobt.
Politkovskaya ergreift Partei, in erster Linie für die geschundenen Zivilisten. Deren Schweigen gibt sie eine Stimme, dem anonymen Leid gibt sie Namen. Auf jeder Seite ihres Buches wird dabei deutlich, wie sehr "das Menschliche in den Menschen zertreten und pervertiert ist durch Krieg und Hunger". Auf der Anklagebank sitzen die russischen Machthaber, die aus historischen, ökonomischen (Öl!) und innenpolitischen Gründen Tschetschenien im Würgegriff halten - allen voran Präsident Putin. Neben den Architekten der Tragödie klagt die Autorin aber auch die Ausführenden an: korrupte russische Soldaten, die marodierend durch das Land ziehen und unter dem pseudolegitimierenden Deckmäntelchen der "Terrorismusbekämpfung" Dörfer einäschern und Menschen verschleppen.
Daneben haben es sich auch tschetschenische Kriegsgewinnler bequem gemacht, die kein Interesse an einem Ende des Krieges haben, solange die Kasse stimmt. Und was macht "der Westen"? Insbesondere nach dem 11. September schaut er nur noch zu - oder besser: weg. Anna Politkovskayas gar nicht hoch genug einzuschätzendes Verdienst ist, dass sie die vom russischen Militär errichtete Wand des Schweigens durchbricht und für die unschuldigen Opfer eintritt, indem sie ihnen ihre ausdrucksstarke Stimme leiht. -Dr. Manfred Schwarzmeier