Ivanhoe - Historischer Roman

Walter Scott, Leonhard Tafel

Buch, Broschiert
Ausgabe vom 1. Febr. 2006
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Ivanhoe - Historischer Roman - Walter Scott, Leonhard Tafel
England im 12. Jahrhundert. Ritter Wilfred von Ivanhoe kehrt vom Kreuzzug nach Pal„stina zurck, an dem er im Dienste seines K”nigs Richard L”wenherz teilgenommen hat. In der Abwesenheit des K”nigs hat dessen Bruder Johann versucht, die Macht an sich zu reiáen. Gemeinsam mit dem geheimnisvollen schwarzen Ritter k„mpft Ivanhoe gegen Johanns franz”sische Verbndete.
Aber er hat auch noch einen privaten Kampf auszufechten, n„mlich den um die Liebe seiner Angebetenen, Lady Rowena.


Was Scott gelungen ist, ist ein - naturgemäß aus Sicht des 19. Jahrhunderts - exzellentes und tiefschichtiges Porträt des Mittelalters, genauer gesagt der Zeit, in der Normannen und Angelsachsen um die Macht im Land kämpfen.
An der testosterongetränkten Rittergeschichte des Sir Ivanhoe aufgehängt porträtiert Scott ein geographisch und sprachlich zerrissenes England, beherrscht von degenerierten Ritterorden, wollüstigen Kirchendienern und adligen Großgrundbesitzern, die skrupellos und machtgierig und häufig hoch verschuldet bei jüdischen Wucherern ihre Untertanen bis aufs Blut schikanieren und sie aus Langeweile oder Geltungssucht in blutige Schlachten verwickeln.
Intrigen, Folter, Verrat und Mord aus blankem Eigennutz sind an der Tagesordnung. Scott fundiert aber das Streben noch der größten Schurken psychologisch so präzis, dass man sie durchaus verstehen lernt.
Die Rittergeschichte mag der eigentliche Aufhänger sein, aber der Hintergrund dieser Erzählung ist eine weit bedeutendere soziale und politische Analyse. Vor der Kulisse des mörderischen Schlachtens während der Kreuzzüge schildert Scott - offenbar exzellent anhand alter Quellen recherchiert - Ritterturniere in allen Details, porträtiert den tief verwurzelten Judenhass in Adel und den niederen Rängen und zugleich die durch Juden finanzierte Verschwendungssucht des Adels bis zum Vertreter des Königs Löwenherz, seinem schurkischen Bruder Johann.
Sicher hat Scott hier Realitäten und Sagenhaftes vermischt, aber welcher Schriftsteller tut das nicht. Wenn es darüber hinaus so glänzend erzählt wird wie hier, schadet dies auch nicht. Scott liefert ein brillantes Porträt des englischen 12. Jahrhunderts, dessen gesellschaftliche Probleme des Zerfalls eines organisierten Staatswesens in lokale Herrschersphären durchaus aktuell ist.
Die psychologische Präzision und Skepsis macht dabei auch vor vermeintlichen Helden wie Richard Löwenherz oder Robin Locksley nicht halt.