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Zum Ende des 20. Jahrhunderts trüben eine Vielzahl von aktuellen Architekturtendenzen und sich teilweise widersprechenden Stilrichtungen und Moden den Blick auf die wirklich bedeutenden Bauleistungen der vergangenen einhundert Jahre. Wer sich in diesem Dickicht einen Überblick über die Inkunabeln der Geschichte der Architektur dieses Jahrhunderts verschaffen möchte, ist daher mit dieser Übersicht auf der richtigen Seite. Der großformatige und ansprechend gestaltete Band versammelt auf jeweils einer Doppelseite mit mehreren Abbildungen, Zeichnungen und Plänen annähernd 90 der wichtigsten Werke der Baukunst unserer jüngsten Architekturgeschichte. Sie wird in chronologischer Abfolge präsentiert. Die kurzen Texte geben die notwendigen Informationen zu den Bauten und werden begleitet von kurzen Viten und Porträts der jeweiligen Architekten. Die Beiträge stammen zum Teil von renommierten Architekturhistorikern oder -kritikern wie Vittorio Magnago Lampugnani, Manfred Sack, Christian W. Thomsen oder Wolfgang Voigt. Das Buch eignet sich aber nicht nur für den ersten Überblick, sondern auch zum Blättern und zum Wiederentdecken längst bekannter architektonischer Schönheiten. Zu ihnen zählt Hendrik Berlages Amsterdamer Börse (1903) ebenso wie Auguste Perrets Pariser Wohnhaus in der Rue Franklin (1904), Pierre Chareaus Maison de Verre in Paris (1932), Alvar Aaltos Sanatorium in Paimio/Finnland (1933) oder Kenzo Tanges Olympiastadien in Tokio (1964). Selbstverständlich findet man auch einige aktuelle Pariser Grands Travaux der Ära Mitterrand oder Peter Zumthors ebenso herbes wie schönes Thermalbad im Schweizer Vals, das erst 1996 fertiggestellt wurde. Und wenn Antoni Gaudís 1884 begonnene Kathedrale der Sagrada Familia in Barcelona als erstes Bauwerk in dem Band porträtiert wird, ist damit gleichzeitig eine Aussage zur Architektur des gesamten 20. Jahrhunderts getroffen: Handelt es sich doch bei Gaudís großem Opus ebenso wie bei der Architektur des Jahrhunderts - auch aus heutiger Perspektive - um immer noch unvollendete Laboratorien, in welchen weiter experimentiert wird und immer wieder neue Blickwinkel erkennbar werden. Architektur! Das 20. Jahrhundert öffnet den Blick dafür. -Ernst Seidl |
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