Archeology of elegance - 1980 - 2000 - 20 Jahre Modephotographie

Marion de Beaupre, Stephane Baumet, Ulf Poschardt

Buch, Gebunden
Ausgabe vom 2002
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Archeology of elegance - 1980 - 2000 - 20 Jahre Modephotographie - Marion de Beaupre, Stephane Baumet, Ulf Poschardt
Das Buch, das als Begleitpublikation zur gleichnamigen Ausstellung von Modephotographien in den Deichtorhallen im Hamburg erscheint, hat es sich zur Aufgabe gemacht, in Theorie und Praxis den in jüngster Vergangenheit ungeheuer angewachsenen Einfluß der Modephotographie auf die visuelle Kultur unserer Gegenwart zu ergründen. Dazu arbeitet das Buch auf einer optischen und auf einer theoretischen Ebene. Es versammelt 215 ausgesuchte Bildbeispiele von insgesamt 61 international tätigen Photographen: von Miles Aldridge bis James Wojcik, alphabetisch gesehen, und von Guy Bourdin bis Solve Sundsbo, wenn man die größten ästhetischen Distanzen benennt. Und ohne Zweifel sind hier die wesentlichen schöpferischen Kräfte der Gegenwart im Buch versammelt.
Die Photographen verbindet, dass sie in den letzten zwei Jahrzehnten mit ihren Bildschöpfungen die Modephotographie zu einem Leitmedium der visuellen Kultur gemacht haben. Denn das ist die These, die der deutsche Medientheoretiker und Schriftsteller Ulf Poschardt in seinem luziden Essay aufstellt: Die Photographie ist aus dem dienenden Kontext des Abbildens von Mode zu Werbezwecken herausgetreten und mittlerweile selbst zum maßgeblichen Ideenlieferant der Popkultur geworden. In dieser Funktion ist sie in den Rang einer Muse sowohl bildender Künstler als auch der Designer aufgestiegen. Offensichtlich hat sie sogar die Definitionshoheit über das gewonnen, was die heutige visuelle Kultur ausmacht.
Der Begriff Archeologie wurde gewählt, weil in der Mode und der visuellen Kultur nichts so verschüttet ist, wie die jüngere Vergangenheit. Das Buch wäre demnach zu lesen als der Versuch, anhand Bilder der vergangenen 20 Jahre den time code dieser Zeit zu verstehen und zu analysieren.
Punkrock steht für alle Bilder, deren rebellischer Geist die Energien der späten 70er Jahre aufnimmt und die klassischen Sex&Drugs&Rock'n'Roll-Phantasien weitertreibt. Der zweite zentrale Begriff ist Glamour, der in den 80er Jahren neu entdeckt wurde. Die nostalgische Spielart des Glamours gehört zum Luxuriösesten, was die Modephotographie der letzten 20 Jahre zu bieten hat. Glamour ist offenbar das genaue Gegenteil zur Attitüde des Punkrock. High Tech und Futurismus ist der dritte Zentralbegriff. Er reflektiert die Veränderungen der photographischen Produktionstechniken, die dank digitaler Bildbearbeitungsmöglichkeiten die Ästhetik der Modebilder in den 90er Jahren völlig auf den Kopf gestellt hat. Der vierte Kernbegriff ist die Kunst. Hier versammeln sich jene Bilder, die sich mit ihrer Inszenierung und intellektuellen Pointiertheit entweder in den Bereich der bildenden Kunst begeben oder freizügig aus ihm zitieren. Die Photographen dieses Buches werden keinem dieser Kapitel direkt zugeordnet. Im besten Fall können sie in allen Kategorien auftauchen.
Ulf Poschardt sieht den Prozeß der Emanzipation der Modephotographie zu einer selbständigen kulturellen Einflußgröße nicht ohne Kritik: Dort, wo Schönheit schamlos wird, mündet sie ins Genie ebenso wie in den Kitsch. Alles dazwischen muß uns interessieren. Und weiter: Die Akribie, mit welcher wir Hoffnung nähren, wird nur übertroffen von der Angst, uns selbst damit zu täuschen. So gesehen ist die Modephotographie auch ein Giftschrank - richtig dosiert wertvoll, überdosiert tödlich.
Ganz sicher ist dieses Buch keine tödliche Dosis, sondern genau die richtige, um die Mechanismen des Einflusses aufzuzeigen, die die Modephotographie auf die vielfältigen Gestaltungen in unserer mehr und mehr design-bestimmten Lebenswelt derzeit nimmt.