Hotel California: Singer-Songwriter und Kokain-Cowboys in den Canyons von L.A

Barney Hoskyns

Buch, Gebunden
Ausgabe vom 26. Aug. 2007
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Hotel California: Singer-Songwriter und Kokain-Cowboys in den Canyons von L.A - Barney Hoskyns
Sonne, Sand, Surf - und wenn dann die Beach Boys noch von »Good Vibrations« jubelten, war die Klischeevorstellung, die dem Europäer Mitte des letzten Jahrtausends bezüglich Südkalifornien durch den Kopf geisterte, nahezu perfekt: Dort, nur dort, konnte und musste der »Endless Summer« herrschen. Anfang der Sechziger aber ging es in der kalifornischen Metropole Los Angeles musikalisch noch recht beschaulich zu. Neben den Beach Boys und deren Surfband-Kollegen, die die perfekte Welle, heiße Schlitten und kesse Schnitten besangen, existierte dort nur ein kleiner, homogener Kreis von Folkmusikern, der in Clubs wie dem Troubadour oder dem Ash Grove so genannte Hootenanny-Abende zelebrierte. Ihr Lohn war meist Freibier und die Bewunderung der Girls. Und da man sich teure Wohnungen in der Stadt und lange Anfahrten zu den Clubs nicht leisten konnte, tat man das Naheliegendste: Man zog in einen der vielen Canyons der Stadt, bevorzugt in den Laurel Canyon. Dort lebte man unter Zypressen und Eukalyptusbäumen wie auf dem Land, war aber von den Hot Spots wie dem Sunset Strip oder dem Santa Monica Boulevard nur wenige Minuten entfernt. Es war eine friedliche, beschaulich Zeit - bis es die Byrds urplötzlich wagten, den »Mr. Tambourine Man« zu elektrifizieren. Nun war es mit der Beschaulichkeit vorbei. Die Gitarren wurden lauter, die Verstärkertürme höher, und die Egos der Protagonisten wuchsen und wuchsen. Bands wie Buffalo Springfield oder Poco waren plötzlich auch außerhalb von Kalifornien das nächste große Ding, und Musiker wie Neil Young, Gram Parsons oder Joni Mitchell schrieben zeitlose Songs, die auch im fernen Europa auf weit offene Ohren stießen. Los Angeles begann, New York den Rang als Musikhochburg abzulaufen. Doch der Erfolg von The Mamas And The Papas, The Flying Burrito Brothers, James Taylor oder Joni Mitchell lockte auch weniger sonnige Gemüter in die Canyons: gewissenlose Drogendealer und skrupellose Geschäftemacher. Ehedem noch bescheidene und biedere Musiker mutierten - befeuert von Koks und Kohle - zu Größenwahnsinnigen, die im Rolls Royce durch die Gegend gondelten und inzwischen in Nobelvierteln wie Bel Air oder Beverly Hills residierten. Wie etwa John Phillips von The Mamas And The Papas, der tatsächlich der Ansicht war, er und Seinesgleichen seien die neue Spezies Mensch, und daher müsse man fortan Inzucht betreiben. Und plötzlich mischten Emporkömmlinge wie David Geffen die Plattenindustrie auf: Deals, wie er sie für seine Klienten aushandelte, waren bis dato unvorstellbar gewesen, denn aus ehemaligen Habenichtsen wie den Musikern der Eagles wurden über Nacht Multimillionäre.