Michael Jackson - Black or White: Die ganze Geschichte

Hanspeter Künzler

Buch, Broschiert
Ausgabe vom 7. Juli 2009
Verkaufsrang: 35496 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783854453055
ASIN: 3854453051 (Amazon-Bestellnummer)
Michael Jackson - Black or White: Die ganze Geschichte - Hanspeter Künzler
And the winner is: Hanspeter Künzler! Nur ein paar Wochen nach seinem überraschenden Tod hat ausgerechnet der eher unbekannte österreichische Hannibal-Verlag als erster ein Buch über das Leben des "King of Pop" auf den Markt geworfen. Die ganze Geschichte lautet der prahlerische Untertitel des Buches aus der Feder des Schweizer Musikjournalisten Künzler, der sich seit 30 Jahren thematisch der Kulturhistorie der schwarzen populären Musik verschrieben hat. In metaphorischer Anlehnung an den Song Black or White gelingt es ihm recht überzeugend, die Licht- und Schattenseiten des kometenhaften Aufstiegs von Michael Jackson zum Superstar gegenüber zu stellen.
Doch bei der Lektüre des äußerst kurzweiligen Buches fragt man sich immer wieder, ob es sich hier um eine posthum überhastet zu Ende gebrachte Biographie handelt, die schon vor dem Tod Jacksons in Arbeit war. Nach einem vor allem auch musikhistorisch profunden ersten Teil, der einfühlsam Kindheit und Aufstieg unter dem tyrannischen Regiment von Vater Joe Jackson nachzeichnet, fällt der zweite Teil nicht nur sprachlich sondern auch qualitativ merklich ab. Beinahe im Telegrammstil eilt der Autor zuletzt über weite Strecken durch die Solokarriere Jacksons, verliert nur einige dürre Worte über dessen merkwürdige physiognomische Metamorphosen, um sich umso ausgiebiger den ödipalen und womöglich pädophilen Komplexen des ewigen Kindes zu widmen. Während sich im ersten Teil auch immer wieder luzide Analysen psychologischer Art finden, werden bemerkenswerte Statements wie das Folgende zum Schluss hin immer rarer: "Seine beharrliche Weigerung (aus Angst?, aus Unfähigkeit?), in Interviews und Liedtexten von nichtssagenden Allgemeinplätzen abzulassen, selbst wenn es um gewichtige Themen ging wie die Farben(nicht-)blindheit in der Musik oder die Notwendigkeit, der Armut ein Ende zu bereiten, dürfte seinem Image außerhalb der eingeschworenen Fangemeinde kaum weniger geschadet haben als die Anhäufung von Freak-Stories." Oder an anderer Stelle, wo es lakonisch heißt : "Vielleicht wäre alles ganz anders gekommen, wenn Michael damals nicht der einzige Kalifornier geblieben wäre, der sich keiner Therapie unterziehen wollte."
Aber eines muss man Künzler dennoch lassen: Trotz billiger Aufmachung, liebloser Illustration und schlampigen Lektorats ? wofür der Autor nichts kann ? bleibt sein Buch um Längen informativer als so manches glamouröse Hochglanzprodukt über den King of Pop, das nun auf den Markt drängt. ? Franz Klotz