' In Auschwitz wurde niemand vergast.': 60 rechtsradikale Lügen und wie man sie widerlegt

Markus Tiedemann

Buch, Broschiert
Ausgabe vom 1996
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' In Auschwitz wurde niemand vergast.': 60 rechtsradikale Lügen und wie man sie widerlegt - Markus Tiedemann
Die Holocaust-Leugner lügen, verbreiten Halbwahrheiten, biegen sich die Fakten zurecht, ganz wie sie es brauchen. Aber sie tun das sehr geschickt und sind oftmals durch Schulungen gut vorbereitet. Selbst wenn man den Holocaust-Leugnern kein Wort glaubt, ist man doch oft hilflos, was man ihnen entgegnen soll. Reine Polemik und echte Empörung machen es den Neonazis zu leicht. Die geschichtliche Wahrheit ist immer die besten Waffe. Deswegen ist dieses Buch nicht nur eine Argumentationshilfe, sondern gleichzeitig auch ein thematisch geordnetes Geschichtsbuch.Markus Tiedemann, ein junger Hamburger Historiker mit dem Schwerpunkt Nationalsozialismus, veranlasste seine persönliche Erfahrung, auf revisionistische Äußerungen nicht sofort angemessen reagieren zu können, sowie die überraschend weit verbreitete Unwissenheit von Jugendlichen über die NS-Zeit, zur Herausgabe dieses Buches. Er zitiert 60 rechtsradikale Lügen, die alle kurz kommentiert und durch unzweifelhafte historische Quellen widerlegt werden.


60 Lügen hat Markus Tiedemann in diesem Buch zusammengetragen. Sie umfassen die Themenkomplexe "Zur Person Hitlers", "NSDAP und Staat", "Wehrmacht", "Kriegsgegner", "Euthanasie", "Holocaust" und deutsche Bevölkerung". Außerdem setzt sich der Autor mit "erfundenem Beweismaterial" der Revisionisten und dem sog. "professionellen Revisionismus", also der Geschichts-Verfälschung durch Wissenschaftler, auseinander.
Kurz und prägnant widerlegt der Autor bekannte und weniger bekannte Lügen, welche die Grausamkeit des NS-Regimes leugnen oder durch vermeintliche Wohltaten wie die "Autobahnen" Hitlers relativieren wollen. Trotz der Kürze der Argumentationen gleitet der Autor nie ins Banale ab, sondern liefert dem Leser brauchbare Argumentationshilfen für Diskussionen mit Rechtsextremisten. Stets macht er dabei auch die Greueltaten des Regimes deutlich, v.a. durch Zitate (von Tätern und Opfern). Gerade die Berichte aus KZs lesen sich stets aufs neue erschreckend.
Erschreckt hat mich aber auch, wie wenig Wissen (auch bei mir) letztlich in der Bevölkerung über den Nationalsozialismus verbreitet ist. Es heißt ja oft, im Geschichtsunterricht werde nur über dieses Thema gesprochen. Doch wie wenig wird immer noch über die Kriegsverbrechen der deutschen Wehrmacht gesprochen? In den Schulen sind sie oft gar kein Thema. Um so verdienstvoller, dass sich der Autor auch mit ihnen auseinandersetzt.
Der Autor legt ein Buch vor, das zur Pflichtlektüre im Geschichtsunterricht werden sollte. Schade nur, dass er zwei wichtige Lügen, die die Wahl Hitlers 1933 als verständliche Folge der wirtschaftlichen und politischen Situation in der Weimarer Republik erklären, nur sehr kurz behandelt. Zudem wäre es schön gewesen, er hätte sich in seinem Kapitel über "professionellen Revisionismus" nicht nur mit zwei Vertreten (Leuschner und Remer) auseinandergesetzt (gut, das Buch ist eben keine wissenschaftliche Abhandlung und will es auch nicht sein). Auch ist zu bemängeln, dass das Buch schon beim ersten Lesen aus dem Leim geht. Daher am Ende "nur" vier Sterne. Sehr gut hingegen die Literaturübersicht und die Zusammenstellung von Internet-Seiten zum Thema. Jetzt fehlt nur noch ein Register zum Nachschlagen.