Himmelstochter: Mein Weg vom Popstar zu Allah

Hülya Kandemir

Buch, Gebunden
Ausgabe vom 4. Okt. 2005
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Himmelstochter: Mein Weg vom Popstar zu Allah - Hülya Kandemir
Aus der Amazon.de-Redaktion

Büchern über religiöse Erweckung wohnt oft etwas Peinliches inne. Zu intim, zu privat, das Ganze, stets erfährt man mehr, als man eigentlich möchte. Die Selbstgewissheit, der Überzeugungseifer, der missionarisch drängende Ton, haben etwas von einem aufdringlichen Vertreter an sich, den man nicht mehr loswird. Nun könnte man das Buch getrost zur Seite legen, stieße man nicht auf Klappentexte wie: ?Der Islam ist für sie die Religion der Liebe und Toleranz? ? So blauäugig und werbetexthaft verharmlosend sollte sich in einer Zeit, in der die Kulturen immer heftiger aufeinanderprallen, auch eine bekehrte deutsch-türkische Popsängerin nicht geben. Hülya Kandemir ist keine Politikerin, rhetorisch Differenziertes muss von ihr nicht erwartet werden und ihr privater Glaube sei ihr unbenommen. Wer aber angesichts Tausender von Terroropfern, Ehrenmorden, Selbstmordattentaten und Enthauptungen, ganz zu schweigen von der Stellung der Frau im Islam, solch blumige Verharmlosungs- und Erweckungssentenzen im Munde führt, muss mit Widerspruch rechnen. Die Geschichte der Sängerin aus der Oberpfalz gleicht dem fast schon klassisch ausgetretenen Pfad in den Fundamentalismus. Auf die Erkenntnis, in einer oberflächlichen und sinnentleerten westlichen Welt zu leben, unter Freunden, die dem Hedonismus und den Drogen frönen, folgt die Rückkehr zu den religiösen Wurzeln. Allah wird ihr geistiger Führer, das Kopftuch ihr Schutz. Jenseits der Lebensgeschichte des ?Popstars?, den, wie ein Amazon-Leser bemerkte, niemand so recht zu kennen scheint, liest sich das Buch wie eine Wegbeschreibung in den religiös kulturellen Konflikt. Vielleicht auch in den Fundamentalismus. Im Kleinen bekommt man so eine Ahnung davon, wie Unversöhnlichkeit im Großen entsteht. Hülya fühlt sich unverstanden und reagiert mit dem Rückzug in eine reinere Sphäre. Mohammed, ?Allahs Heil und Frieden mit ihm? (wie jeder gläubige Muslim fügt auch Hülya stets die traditionelle Segensformel hinter jede Erwähnung des Propheten), wird zum großen Ansprechpartner. Statt Austausch und Diskussion gibt es streng befolgte Traditionen. Rechthaberei und Verhärtung haben Einzug gehalten. Anders als geplant, könnte Hülya Kandemirs Lebensweg als ein sehr brisantes und aktuelles Dokument gegenseitiger Entfremdung gelesen werden. Dies wäre dann das wirklich Erhellende an ihrem Buch. ?Ravi Unger