Ghosts: 3 leicht inkorrekte Vorträge

Klaus Theweleit

Taschenbuch
Ausgabe vom 1998
Verkaufsrang: 804577 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783878777441
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Ghosts: 3 leicht inkorrekte Vorträge - Klaus Theweleit
Herausgegeben zum 20. Jahrestag des "Deutschen Herbst" im Jahr 1997, sind Klaus Theweleits drei leicht inkorrekt Vorträge persönlich gefärbte Einmischungen in die Nachkriegsgeschichte. Drei Themen - das "Geschichtskonglomerat" RAF, der Mythos von der befreienden Sexualität und Massenphänomene - behandelt der Freiburger Soziologe hier. Wie in den meisten Werken des "Freestyle-Denkers" (S. Löffler) und Vielpublizisten, von dem zuletzt zwei Bände der vierteiligen Diskursgeschichte PO-CA-HON-TAS erschienen, stehen auch hier Theweleits Betrachtungen unter dem Motiv der "Befreiung von der Last der Eltern", seine Metapher für die Bewältigung des Dritten Reichs.
Es beginnt mit einer Geschichte der RAF aus der Sicht eines Enttäuschten - enttäuscht ist Theweleit vom "abstrakten Radikalismus" der RAF, in der der 68er-Aktivist denselben "Elternterror" am Werk sieht, der zu Beginn der gemeinsamen Studentenproteste als "politisches Horrorsyndrom" verflucht war.
Im zweiten Vortrag "Salzen und Entsalzen. Wechsel in den sexuellen Phantasien einer Generation" beschreibt Theweleit die "Politisierung des Sexuellen nach '68 als "Riss" in der Geschichte: Sex ist die Transformation der Todeszeichen der nationalsozialistischen Vergangenheit (was T. besonders im ersten Teil des Pocahontas-Komplexes beschäftigt), Sex ist die "Rettung"; denn "von den Eltern wird nichts angenommen".
Zuletzt geht es um "Canettis Masse-Begriff", den Theweleit durch den Begriff der Serie abgelöst sieht. Ausgehend von der Frage nach dem Ausbleiben einer Arbeitslosenrevolte beschreibt Theweleit, wie das Prinzip der Masse heute als medial vermittelte Serie wiederkehrt: als Love Parade, als Volks-Hysterie um den Tod einer englischen Prinzessin. Zum Schluss bekennt Theweleit, ein wenig wehmütig, ein wenig im Ton der Gereiztheit, den das ganze Buch durchzieht: "Ich mag das Serielle "im Prinzip" - "liebe" wäre zuviel gesagt; geliebt habe ich das Aufblühn des Individuums in der Masse...". -Nikolaus Stemmer