Gault Millau Deutschland 2005

Henri Gault, Christian Millau

Buch, Taschenbuch
Ausgabe vom Nov. 2005
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Gault Millau Deutschland 2005 - Henri Gault, Christian Millau
Wenn die anonymen Tester des französischen Gault Millau ein Restaurant mit zusätzlichen Punkten und Hauben beglücken, kann das für den Betrieb einen wundersamen wirtschaftlichen Aufschwung bedeuten. Andersherum sorgt eine Abwertung mitunter für immense Umsatzeinbußen. Allein an dieser Tatsache lässt sich die Bedeutung des wohl einflussreichsten aller Gourmetguides ablesen. Mit Hotels beschäftigt er sich erst gar nicht (mal vom Beiheft und von Häusern, in denen auch hervorragende Restaurants untergebracht sind, abgesehen). Auch wenn vieles, also auch die Zubereitung von Speisen, im wahrsten Sinne Geschmackssache ist: Der Gault Millau bemüht sich um objektiven Vergleich, lobt unermüdlich den Einsatz regionaler Produkte und kreative Ideen und belegt seine zugegebenermaßen strenge Wertung -- im Gegensatz zu manch Konkurrenten -- immer mit einer sehr ausführlichen Beschreibung. Dafür wird den meistens Restaurants eine halbe Seite eingeräumt, in manchen Fällen sogar eine komplette Seite. In dem gleichermaßen kritisch wie unterhaltsamen Text werden dann auch besondere kulinarische Spezialitäten des Hauses beim Namen genannt, in detailliertem Maße Verbesserungen und Verschlechterungen zum Vorjahr aufgelistet und Zitate des Chefkochs wiedergegeben. Klar, dass durch derartige Platz-Großzügigkeit nicht der Pokal für meisten beschriebenen Restaurants gewonnen werden kann, doch dem Gault Millau geht es gar nicht um Quantität, sondern um Qualität. Und so kommen nur die besten 1150 Lokale des Landes zwischen die robusten Buchdeckel. Bilder schaffen das leider nicht, obwohl es der Optik wahrlich gut tun würde. Nur im Vorspann des Buches finden Fotos statt, wenn die Aufsteiger, Neuentdeckungen, Patissiers und Sommeliers des Jahres abgelichtet werden. Im beigelegten Heft hingegen herrscht hingegen ein anderes Dogma vor: Viele bunte und moderne Bilder ranken sich um die kurzen Textabschnitte zu ausgewählten Hotels aus Südtirol, Schweiz und Österreich. So schön sich das kleine Magazin anblicken lässt und so praktisch die Übersicht von ernsthaften Wellnessangeboten auch sein mag: Man muss wissen, dass dieser Teil mit anonymen Tests wenig zu tun hat, denn die abgebildeten Hotels zahlen dafür, dass sie hier erscheinen dürfen. -- Christian Haas

Von Feinschmeckern geliebt, von vielen Köchen gefürchtet, aber von allen kulinarisch Interessierten gleichermaßen sehnsüchtig erwartet: Der Gault Millau gibt in seiner aktuellen Deutschlandausgabe wieder einen aktuellen und wichtigen Überblick über die heimische Gourmetszene, mit der es -- so der Grundtenor -- nicht unbedingt zum Besten steht. Wo?s hakt, das zeigen spritzige, pointierte und mitunter bitterböse Kritiken auf. In sehr ausführlichen Beschreibungen wird einfallsloser Mainstream gnadenlos gegeißelt -- und andererseits kreative und mutige Küche gelobt. Angenehm: Die schärfsten Kritiker des Landes können selbst gut mit Kritik umgehen. In der Gault-Millau-Ausgabe 2005 noch tadelte u.a. die Amazon.de-Redaktion das Fehlen von Bildern im Hauptteil. Und siehe da: In der Ausgabe 2006 lockern mehr als 400 Farbfotos die Testergebnisse zu den 1.115 Restaurants auf. Das macht den meistzitierten Gastrokritiker der Republik ansehnli-cher. Von Hotelfotos ist jedoch keine Spur. Aber die auf dem Cover angekündigten 420 Hotelempfehlungen sind ohnehin bestenfalls als ?Nachspeise? zu betrachten, nehmen sie doch von insgesamt rund 900 Seiten gerade einmal 100 ein. Als gewichtigeres Text-Dessert ließe sich das im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbesserte Beibuch ?Wellbeing Guide 2006? bezeichnen, das ausgewiesene Beauty-, Spa- und Wellness-Hotels im deutschsprachigen Alpenraum vorstellt. Allerdings ist hier nach wie vor Vorsicht geboten, denn es sind längst nicht alle wichtigen Wohl-fühltempel erfasst und getestet. Vielmehr gilt hier die Devise: Nur wer zahlt, wird erwähnt. Dieses Prinzip konnte sich zum Glück im Restaurantteil noch nicht durchset-zen. Die 287.600 Euro Spesen, die bei den anonymen Testessen anfielen, werden daher mit Werbeseiten refinanziert. Dass diese dann wie beim Vorwort optisch nicht immer geglückt eingestreut werden, muss man den Machern nachsehen. Dafür wird der Leser mit einer geographischen Karte entschädigt, in der die Spitzen-gastronomie schnell verortet werden kann. Das ist bei einer Restaurantauflistung nach Orten und nach dem Schema A-Z besonders wichtig. Denn so erfahren Frank-furter Feinschmecker schnell, dass sie auch mal im Kapitel Dreieich oder Hofheim nachblättern sollten, dito die Münchner unter Pöcking, Sachsenkam oder Glonn. -- Christian Haas