Russland

Geoffrey Hosking

Buch, Gebunden
Ausgabe vom 1. Febr. 2000
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Russland - Geoffrey Hosking
"Vom Sozialismus lernen, heißt siegen lernen", lautete die berühmte Devise, die ihre Adressaten dann richtig verstanden, wenn sie sie um eine andere ergänzten: "Von der Sowjetunion lernen, heißt Sozialismus lernen". Zehn Jahre nach dem Verfall des sowjetischen Imperiums steht sein ehemaliger Protagonist Russland vor der Frage, von wem er denn lernen könne, der Anarchie Herr zu werden. Dabei erscheint die Antwort in nationalen Krisenzeiten selbstverständlich: von der eigenen Geschichte.
Gibt es aber überhaupt eine russische Geschichte? Geoffrey Hosking unterscheidet in seiner Untersuchung zwischen dem russischen Imperium und der russischen Nation. Es gibt zwei Geschichten, und die Frage nach der russischen Geschichte ist die Frage nach ihrem Verhältnis.
Das russische Imperium war gefräßig. Es verleibte sich andere Ethnien ein, bevor die russische Nation eine Identität entwickeln konnte. Mehr noch: Was an authentisch russischen Traditionen existiert hatte, wurde durch die Imperialistische Reichspolitik unterdrückt.
Im russischen Imperium war es immer die Aufgabe der stunde, durch einen überbordenden Verwaltungsapparat riesige Territorien und verschiedenartige Völker in den Griff zu kriegen. Setzte sich hingegen jemand für die russische Nation und ihr Gemeinschaftsgefühl ein, wurde er stets mit dem Vorwurf des Chauvinismus bedacht.
Wer hätte das Volk integrieren können? Die russisch-orthodoxe Kirche war zu schwach, ein Bürgertum fehlte und die Intelligenz war entwurzelt. Wo aber kein Wir-Gefühl vorhanden ist, gibt es auch keine gemeinsamen Fortschrittsanstrengungen. Es entstanden ein mächtiges russisches Reich ohne russische Seele und eine schwache russische Nation ohne Nationalgefühl.
So lautet den auch die Diagnose Geoffrey Hoskings: Die russische Nationalgeschichte liegt in der Zukunft.