Der Todestrieb: Autobiographie eines Staatsfeindes

Jacques Mesrine

Buch, Taschenbuch
Ausgabe vom 1. Febr. 2002
Verkaufsrang: 15946 (je kleiner desto beliebter)
ASIN: 3894013907 (Amazon-Bestellnummer)
Der Todestrieb: Autobiographie eines Staatsfeindes - Jacques Mesrine
Dieser Lebensbericht eines Staatsfeindes ist die Autobiografie von Jacques Mesrine, des meistgesuchten Verbrechers im Frankreich der 70er-Jahre. Geschrieben hat er sein Buch 1977 im Hochsicherheitsgefängnis von La Santé, aus dem er ein Jahr später ausbrach. Nach einer abenteuerlichen Flucht wurde er im November 1979 von einem Sondereinsatzkommando der Polizei erschossen.
In seinem Buch, das sich spannender als 99 Prozent aller gängigen Kriminalromane liest, schildert Mesrine, was ihn dazu trieb, vom einfachen Einbrecher zum mehrfachen Mörder zu werden. In einer offenen Auseinandersetzung mit seiner eigenen Biografie fragt er nach den Gründen seines Todestriebs. Mesrines Jugend war keineswegs verkorkst. Er konnte mit der bestehenden Gesellschaft schlicht nichts anfangen und wollte nicht das Leben eines Normalbürgers führen. Zu dieser Erkenntnis kam er endgültig während des mörderischen und korrupten Algerien-Krieges, wo ihn eine scheinheilige Gesellschaft das Morden lehrte.
Kurz nach seiner Rückkehr aus Algerien tötete er einen Zuhälter, der eine befreundete Hure brutal misshandelt hatte. Damit ist sein Weg vorgezeichnet: Die wenigen halbherzigen Versuche, die er später unternimmt, sich in einem normalen Leben einzurichten, scheitern kläglich. Er will frei sein und findet diese Freiheit nur in einem gesetzlosen Leben. Allerdings erkauft er sich dieses Freiheitsgefühl mit einer Reihe von Raubüberfällen und zahlreichen Toten. Aus diesem Teufelskreis kann Mesrine nicht mehr ausbrechen.
Mesrines aufrichtiges Plädoyer für eine uneingeschränkte, individuelle Freiheit und gegen die Produktion des Bösen in Gefängnissen und Hochsicherheitstrakten ist beeindruckender als alle Baader-Meinhof-Protokolle oder Nachrichten über den gnadenlosen Dandy-Killer Carlos. Seine Kampfansage an eine in Hochhäusern, Fabriken und Gefängnissen kasernierte Zivilisation ist sicher nicht frei von einer gewissen Bonnie-und-Clyde-Romantik und einem fragwürdigen Gangsterethos. Zum Teil wirkt sein schwarz-weißes Weltbild von Flics, Spießbürgern und Gaunern pathetisch und selbstgerecht. Das alles ist auf irritierende Art und Weise lesenswert: Mesrine bleibt ein Typ, bei dem man froh ist, dass man ihm nie begegnet ist - aber der Faszination seines Lebensberichtes kann man sich nicht entziehen. -Christian Koch