Historische Variationen, 5 Audio-CDs

Sebastian Haffner

Hörbuch, Audio CD
Ausgabe vom 2001
Verkaufsrang: 579754 (je kleiner desto beliebter)
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Historische Variationen, 5 Audio-CDs - Sebastian Haffner
1996 erschien in Deutschland jenes Meisterstück, das der 33-jährige Emigrant 1940 in London veröffentlicht hatte: Germany: Jekyll & Hyde. Bis dahin kannten Deutsche Leser Sebastian Haffner als brillanten Autor historischer Essays, seither wissen wir, dass er mehr war. Wenn sie Jekyll & Hyde gelesen haben -- und ich empfehle Ihnen dringend, es zu lesen -- dürfen sie anschließend beruhigt ganze Regalmeter kluger Untersuchungen von Fachhistorikern ungelesen lassen: Ein Zeitzeuge hatte vermocht -- während die Dinge noch geschahen -- zum Kern des Phänomens Hitlerdeutschland vorzudringen. Das hier zu besprechende Bändchen Historische Variationen erschien zuerst 1985 (die Texte entstanden zwischen 1966 und 1983): Nachrichten aus der guten alten Zeit der Bundesrepublik. Über allem liegt eine Patina. Aber sie entwertet die Stücke keineswegs, im Gegenteil. Sie verschafft eine weitere Ebene der Erkenntnis, steigert die Leselust. Wir werden damit konfrontiert, wie fest wir seinerzeit im Glauben standen. Im Glauben nämlich, die Teilung der Welt in Ost und West würde von Dauer sein. Bürgerliche Überlegungen ist ein Abschnitt sehr schön überschrieben (zu Lebensstandard oder Zukunft), dann Historisches, Politisches und Biografische Skizzen: Wussten sie zum Beispiel, dass Churchill den Literaturnobelpreis bekommen hat? Für ein immenses (nach Umfang wie Qualität) literarisches Werk? Geschrieben nebenbei. Solche Dinge erfahren Leser bei Haffner. Und eben nicht als Kuriosa ausgebreitet, sondern als sprechendes Detail jener knappen Panoramen, zu denen er seine Porträts werden zu lassen verstand. Scheinbar mit leichter Hand hingetupft, aber von Gewicht. Gibt's nicht oft bei uns. Lesen! --Michael Winteroll

Was für eine Stimme! Dieses eigentümlich gequetschte Organ würde auch gut in den Kinderfunk passen. Der große Publizist und Erklärer deutscher Geschichte Sebastian Haffner artikuliert wie mit halb zugenähtem Mund und klingt daher stets ein bisschen wie weiland Wum und Wendelin von Loriot. Das hat einen starken Reiz. Die näselnde Stimme und Haffners kluge, unterhaltsame Sätze schaffen einen Assoziationsraum: Wir hören, so der Eindruck, dem Einst zu. Das Bildungsbürgertum spricht zu uns, aus dem historischen Off, aber packend und über ganz aktuelle Dinge (das Grundgesetz zum Beispiel, klasse Text, 30 Jahre alt, immer noch gültig). Nicht so gut gefallen hat mir der Mitschnitt eines Rundfunkgesprächs von Haffner mit Hans Mayer und Manès Sperber, aber das nimmt nur eine von fünfeinhalb Stunden in Anspruch. Für wen? Nun, zum Beispiel für einen jener vielen Gebildeten, die nicht mehr zum Lesen kommen, einen, den die zerklüftete Geschichte dieses merkwürdigen Landes nicht ruhen lässt und der gern auf höchstem Niveau unterhalten wird. Autorenlesung, plus eine Gesprächsrunde, Rundfunkmitschnitte deutscher Sender aus den Jahren 1971 bis 1983 auf vier Kassetten, Gesamtdauer circa 320 Minuten mit einem sprachlich herausragenden biografischen Essay zu Haffner von Michael Neher. --Michael Winteroll