Blut vergisst nicht: Roman

Kathy Reichs

Buch, Gebunden
Ausgabe vom 30. August 2010
Verkaufsrang: 594 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783896673244
ASIN: 3896673246 (Amazon-Bestellnummer)
Blut vergisst nicht: Roman - Kathy Reichs
Nichts ist so einfach, wie es scheint: Als die forensische Anthropologin Tempe Brennan dabei hilft, eine Wasserleiche zu identifizieren, die in einem See nahe Québec gefunden wurde, ist zunächst alles ganz simpel. Die Todesursache ist zwar bizarr, doch die Identifizierung ist schnell erledigt ? es handelt sich um einen Mann namens James Lowery, kein Zweifel möglich. Doch zu ihrem großen Erstaunen stellt Tempe dann fest, dass Lowery laut seinen Akten bereits seit 1968 tot ist ? gestorben als Soldat bei einem Hubschraubereinsatz im Vietnamkrieg. Und seine sterblichen Überreste sind in seiner Heimatstadt bestattet, in Lumberton, North Carolina.
Kann ein Mensch zweimal sterben? Wohl nicht. Also reist Tempe nach Lumberton, um den dort beerdigten Leichnam zu exhumieren ? sehr zum Unwillen von Plato Lowery, dem alten Vater, der nicht wahrhaben will, dass sein Sohn unter Umständen nicht als Held in Vietnam gestorben sein könnte. Doch die seit vierzig Jahren hier im Familiengrab der Lowerys bestattete Leiche scheint tatsächlich jemand anderes zu sein ? aber wer? Wessen sterbliche Überreste hat die Army damals als James Lowery dessen Eltern übergeben? Um dies herauszufinden, fliegt Tempe nach Hawaii, denn dort befindet sich das JPAC, die staatliche Behörde zur Auffindung vermisster US-Soldaten. Das JPAC hat nicht nur die Akten zu dem Vorfall in Vietnam, sondern auch noch eine zusätzliche Leiche im Kühlkeller: die Überreste eines weiteren bei jenem Hubschrauberabsturz in Vietnam ums Leben gekommenen US-Soldaten, der bislang nicht identifiziert werden konnte. Wer ist das nun wieder?
Leiche reiht sich an Leiche, doch mit zunehmender Menge verwesten Fleisches wird leider nicht die Spannung größer, sondern bestenfalls die Verwirrung. Dieser Roman ? als langjährigem Tempe-Brennan-Fan fällt es dem Schreiber dieser Zeilen schwer, das einzugestehen ? ist Murks. Kathy Reichs wollte ganz offensichtlich dem JPAC ein literarisches Denkmal setzen, und als patriotische Würdigung dieser tatsächlich kaum bekannten und sehr verdienstvollen US-Behörde erfüllt das Buch auch seinen Zweck, aber von einem gelungenen Thriller ist der Roman leider weit entfernt. Die Handlung ist an vielen Stellen wenig logisch und lieblos zusammengezimmert; die Auflösung ist auf groteske Weise an den Haaren herbeigezogen; und der offenbar obligatorische Anschlag auf Tempes Leben (sie legt sich auf Hawaii "nebenbei" noch mit der örtlichen Drogenmafia an) ist im Rahmen der Haupthandlung so überflüssig wie ein Kropf. Auch Kathy Reichs? sonst so vielbewunderter Stil ? stakkatohaft kurze Sätze, ein Eimer voll Akronyme, fetzige Cliffhanger am Ende jedes Kapitels ? wirkt hier deplatziert, störend, ja nervig. Nein, leider: Blut vergisst nicht kann man schnell wieder vergessen. - Christoph Nettersheim