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Mühe gegeben haben sich die Beteiligten zweifellos. Da wird für die einleitenden und ausleitenden Worte kein geringerer als Will Quadflieg - Rezitator par excellence - präsentiert, da unterstützt der Pianist Jakob Vinje dramaturgische Höhepunkte des gesprochenen Textes. Und doch, der Werther, dem André Eisermann hier "Authentizität" schenken will, wirkt befremdlich. Zugegeben, jeder Goethefreund hat seinen eigenen Werther im Ohr und ist je nach Temperament mehr oder weniger bereit, sich auf andere Töne einzulassen. Aber das Lesen des Werthertextes hat nicht nur etwas mit Geschmack zu tun. Es ist die Art, mit der hier der junge Mann in seinem völligen Aufgehen in Liebe, Leid und ungeteilter Leidenschaft auf- und zugrunde geht, die irritiert. Bereits die erste Begegnung mit Werther, bei der er sich an der Natur ergötzt und ihn gleichzeitig die Unfähigkeit, ihre Faszination in Worte zu fassen, verzweifeln macht, wirkt im Vortrag unangemessen zurückgenommen, dann wieder übertrieben naiv und euphorisch. Die unterlegte langsam verträumte Klavierbegleitung wirkt zum Teil kontraproduktiv. So sehr sich Eisermann auch bemüht, Vortrag und Inhalt erfahren keine Stimmigkeit. Hier wird der Werther nicht aufgeführt, sondern vorgeführt. Seine Verletzlichkeit, seine Larmoyanz wird einem Vortrag preisgegeben, der beim Hörer Irritation statt Mitgefühl auslöst. Werthers Leiden ist verschmähte Liebe und zuviel Gefühl. Eisermanns Leiden ist Mangel an Einfühlung. Der Goetheliebhaber macht nach knapp 70 Minuten den CD-Player aus und schlägt seufzend das Buch auf... Spieldauer: 70 Minuten, 1 CD. -Anne Hauschild |
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