Komm, Trost der Nacht - CD - - Barocklyrik - Lesung

Günter Grass, Peter Rühmkorf, Angelus Silesius, Paul Fleming, Martin Opitz

Hörbuch, Audio CD
Ausgabe vom 2004
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Komm, Trost der Nacht - CD -  - Barocklyrik - Lesung - Günter Grass, Peter Rühmkorf, Angelus Silesius, Paul Fleming, Martin Opitz
Hörbuch-Rezension

Barockliteratur lebt von Gegensätzen, von Lebensfreude und Todesangst, vom Memento mori (Gedenke des Sterbens!) und seiner Gegenseite, dem Carpe diem (Ergreife den Tag!). Im Barock beherrscht der Vanitas-Gedanke jeden Lebensbereich. Kein Wunder, war doch der Dreißigjährige Krieg (1618-1848) das zentrale, alles überschattende Ereignis der Zeit. In ihm wurde der Tod zur allgegenwärtigen Gewissheit. Autoren wie Gryphius, Fleming, Silesius, Hoffmannswaldau und Grimmelshausen schrieben, geprägt durch diese Erfahrungen, Gedichte, die sich vor allem durch Widersprüche -- das Charakteristikum dieser Zeit -- auszeichnen. Anlässlich des Jubiläums des Westfälischen Friedens, der den Krieg 1648 beendet hatte, trugen Günter Grass und Peter Rühmkorf 1998 im Funkhaus Hannover Lyrik aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges vor. Im Wechsel rezitieren die beiden Schriftsteller 22 Gedichte und stellen die Autoren kurz vor. Weitere Informationen kann man in dem umfangreichen Booklet gut nachlesen! Günter Grass, der sich in seinem Roman Das Treffen in Telgte mit dieser Zeit intensiv auseinandergesetzt hat, und Peter Rühmkorf lesen aus den Erstdrucken. Das Gedicht von Andreas Gryphius ?Threnen des Vaterlandes / Anno 1636? beschreibt eindringlich, wie kaputt das Land -- nicht nur äußerlich -- war. Für viele, die das Ende des Zweiten Weltkrieges bewusst erlebt haben, hat dieser Text besondere Bedeutung, im Sinne einer Spiegelung der eigenen Zeit. Gryphius schrieb als Zwanzigjähriger die ersten Sonette. Sein Gedicht ?vanitas, vanitatum et omnia vanitas? thematisiert die Erde als Jammertal und die über allem liegende Eitelkeit. Es gibt aber auch ?leichte Töne? in der Barocklyrik: Beispiel ist das Gedicht von Georg Greflinger ?Als Flora eyferte?. Paul Fleming schreibt ganz anders. Es ist der Dennoch-Ton, der seine Texte auszeichnet. Fleming scheint trotz der Übermacht des Dreißigjährigen Krieges, seiner Folgen und der Pest den Fokus auf die wesenhaften Unzulänglichkeiten des Menschen zu legen: ?An sich? ist ein herrlicher Ratgeber für die Meisterung des Lebens. Das Gedicht ?Wie er wolle geküsset seyn? beschäftigt sich detailgetreu mit dem Küssen. Und in dem Briefwechsel ?Abelard an Heloissen? macht Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau bewusst, dass seelisches Leid deutliche Auswirkung auf die physischen Kräfte hat. Fazit: Grass und Rühmkorf präsentieren mit ihrem Überblick über die Barocklyrik eine Textauswahl, die einer der widersprüchlichsten Epochen gerecht wird. Einerseits ein Plädoyer für das Leben, andererseits ein Hinweis auf die Vergänglichkeit von allem. Die Botschaft lautet: Schönheit, Jugend, Reichtum? alles geht dahin! Lesung, Spieldauer: ca. 68 Minuten, 1 CD. Mit ausführlichem Booklet. --culture.text