Briefe an seinen Bruder Theo - CD - 2 - Januar 1889 - 24 - Juli 1890 - Eine Auswahl

Vincent van Gogh, Christian Redl

Hörbuch, Audio CD
Ausgabe vom 2004
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Briefe an seinen Bruder Theo - CD  - 2 - Januar 1889 - 24 - Juli 1890 - Eine Auswahl - Vincent van Gogh, Christian Redl
Hörbuch-Rezension

Vincent van Gogh, der Prototyp des Malers zwischen Genie und Wahnsinn, zwischen Leidenschaft, Engagement, dem Rausch des Arbeitens und der Depression, pflegte eine intensive Korrespondenz mit seinem fünf Jahre jüngeren Lieblingsbruder Theo. 18 Jahre lang, zeitweise täglich, schrieb er ihm Briefe. Die hier vorliegende Auswahl beginnt am 2. Januar 1889, kurz nach der Katastrophe mit dem Ohr, in Arles und endet am 24. Juli 1890, wenige Tage vor seinem Tod, in Auvers-sur-Oise. Das Elend und Leid van Goghs scheint sich in diesen 19 Monaten bis aufs Äußerste verdichtet zu haben: seine Krankheit -- Folge des Absinthmissbrauchs, epileptischer Veranlagung, des Zerrissenseins und der Selbstzweifel seit frühester Kindheit, gekrönt durch das beständige Fühlen, nicht dazu zu gehören -- tritt jetzt mit der ganzen verheerenden Wucht auf, lässt ihm wenig Zeit zwischen den Phasen. Erschwerend kommt die unverhohlene Aggression der Bürger von Arles hinzu, die ihn, den sie zuvor nur als ?fou roux? gesehen haben, jetzt aber von der Polizei als Entmündigten abholen und internieren lassen. Van Gogh ist sich der Gefahr völlig bewusst. Er weiß, dass die Krankheit immer wieder kommen kann/wird, dass ihm die Zeit davon laufen könnte. Überhaupt ist es das Außergewöhnliche dieser Briefe, wie genau der Verfasser, auch in Zeiten der Depression bzw. der Manie, der Anfälle sich selbst beobachten und dieses deutliche Sehen auch noch mit einer faszinierenden Sprachgewalt beschreiben konnte. Christian Redl, Grimme-Preisträger, auf der Bühne, im Film und Hörfunk tätig, trägt die Briefe ohne Effekte, allein auf die Fähigkeiten seiner Stimme vertrauend vor. Es gelingt ihm, fast nüchtern anmutend, die Stimmung van Goghs hör- und fühlbar zu machen. Die verzweifelte Lage, der Absturz wird in seiner stilsicheren Interpretation nahezu plastisch evoziert: minuziöse Beschreibungen über Fortschritte, aber auch Rückschläge, genaue Berichte über Motive, Techniken, Farben wechseln mit der permanenten Bitte um Geld -- Theo, der Kunsthändler, finanzierte zehn Jahre lang Vincents Malerei, seinen Lebensunterhalt, die Aufenthalte in den Krankenhäusern und Irrenanstalten --, und der Angst vor der wiederkehrenden Krankheit ab. Düster, unendlich düster erweckt der Sprecher das Leben van Goghs; die dunklen, beängstigenden elektronischen Sound von hp.stonji verstärken dies! Fazit: In der Interpretation Christian Redls können die bedrückenden, sehr klarsichtigen Briefe -- ?ein anderer Charakter, andere Umstände, eine andere Erziehung, dann hätte etwas rauskommen können? -- des mit Legenden umhüllten Ausnahmekünstlers eine adäquate Sicht bewirken! Inszenierte Lesung, Spieldauer: ca. 64 Minuten, 1 CD. Mit ausführlichem Booklet. --culture.text