Zur Politik der Weltgesellschaft: Identität und Recht im Kontext internationaler Vergesellschaftung

Mathias Albert

Buch, Gebunden
Ausgabe vom Mai 2002
Verkaufsrang: 786733 (je kleiner desto beliebter)
ASIN: 3934730493 (Amazon-Bestellnummer)
Zur Politik der Weltgesellschaft: Identität und Recht im Kontext internationaler Vergesellschaftung - Mathias Albert
Die politikwissenschaftliche Theorie der internationalen Beziehungen enthält unausgesprochene gesellschaftstheoretische Annahmen, die ihr ein angemessenes Verständnis von "Globalität" erschweren. Mathias Albert schlägt deshalb vor, die Globalisierungsforschung in einen interdisziplinär übergreifenden Theoriekontext zu stellen. Er lehnt sich dabei an das Modell von Weltgesellschaft an, das von Niklas Luhmann entwickelt wurde, verfolgt jedoch keinen systemtheoretischen Ansatz im engeren Sinne. Statt dessen plädiert er für einen konzeptuell offenen Theorienpluralismus, der höchst unterschiedliche Theoriezugriffe miteinander zu vermitteln sucht. Alberts Strategie besteht darin, die Spannungslinien zwischen systemtheoretischer Gesellschaftstheorie und Theorie der internationalen Beziehungen als analytische Dialoglinien zu begreifen. Politikwissenschaftliche Theorien der internationalen Beziehungen unterstellen zumeist einen auf Durkheim zurückgehenden Gesellschaftsbegriff, der Gesellschaft als eine von moralischen Normen zusammengehaltene Totalität auf national- bzw. territorialstaatlicher Grundlage faßt. Ein solches Modell mißachtet jedoch eklatant die Funktionsweise einer heute als global zu verstehenden Gesellschaft.
Die Systemtheorie gibt zwar die Vorstellung von Gesellschaft als normativ integrierter Ganzheit auf, betont die Eigenlogik der Funktionssysteme und betrachtet den "Staat" nur als Selbstbeschreibung zweier getrennter sozialer Systeme (des politischen und des Rechtssystems). Dennoch hält die Systemtheorie in der Regel an der Vorstellung fest, daß das politische System der Weltgesellschaft auch in Zukunft primär in territoriale Segmente differenziert bleibt.
Unter Rekurs auf politikwissenschaftliche Forschungsergebnisse nimmt Albert dagegen an, daß der Territorialstaat seine Funktion als "Container", der die normative Integration einer sich als Nation identifizierenden Gemeinschaft erlaubt, nach und nach verliert. Die weltweiten Migrationsprozesse versteht Albert als Zeichen dafür, daß die Integration politischer Gemeinschaften innerhalb eines staatlichen Territoriums immer weniger gelingt. Als weiteren Beleg betrachtet er die Herausbildung eines transnationalen Rechtssystems, das ohne die konstitutive Gründung auf dem Gewaltmonopol souveräner Staaten auskommt. Gegen die vorschnelle Proklamation einer "Weltgesellschaftstheorie" interpretiert er die beobachteten Tendenzen als Ausdruck von "Verweltgesellschaftung".