Über die Zeit: Elemente einer Philosophie des Leben

Francois Jullien

Buch, Taschenbuch
Ausgabe vom Mai 2004
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Über die Zeit: Elemente einer Philosophie des Leben - Francois Jullien
»Musste die ›Zeit‹ gedacht werden? Musste die ›Zeit‹ gedacht werden, während man doch seit den Griechen weiß, dass ihre Einteilung nach den Zeiten der Konjugation ihre Existenz unfassbar macht? Und dass sie, wenn sie den Lauf des Lebens überschattet, uns die Möglichkeit nimmt, das Leben als eine Wegstrecke zwischen Beginn und Ende vorzustellen, und uns statt dessen von vornherein auf sein Ende hin ausrichtet? Dem von den Dichtern ständig wiederholten carpe diem! zum Trotz begreifen wir noch immer nicht, was es heißen kann, im Jetzt zu leben... Das ist der Grund, warum ich auf dem Umweg über das chinesische Denken versucht habe, aus dieser großen Faltung der ›Zeit‹ herauszutreten. Denn China hat den jahreszeitlichen ›Augenblick‹ und die ›Dauer‹ der Prozesse gedacht, nicht aber jene Hülle, welche sie beide enthielte und welche die homogene Zeit wäre – die abstrakte Zeit. Damit fordert uns China auf, die Formel Montaignes neu zu lesen: nicht in der Gegenwart, sondern ›à propos‹ zu leben; sowie uns jenen geläufigen Begriffen zuzuwenden, welche die Philosophie, indifferent gegenüber dem Wesen der Jahreszeit, noch kaum erforscht hat: der Opportunität des Augenblicks und der Disponibilität im Gegensatz zur Vorwegnahme. Ich nehme hier versuchsweise für die Weisheit Partei: könnte es sein, dass Leben gemäß der Gegebenheit des Augenblicks zu denken wäre und nicht als Intervall, und folglich hieße, aus dem großen ›existenziellen‹ Drama, das die Philosophie durch die Aufrichtung der ›Zeit‹ so machtvoll organisiert hat, herauszutreten?« F.J.