Gustav Mahler: Sinfonie 1

Chicago Symphony Orchestra Pierre Boulez, Cso

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 18. Januar 1999
Verkaufsrang: 660 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 0002894596102
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Gustav Mahler: Sinfonie 1 - Chicago Symphony Orchestra Pierre Boulez, Cso
SINFONIE 1

Wer normalerweise vor den Mahler-Vertonungen von Pierre Boulez zurückschreckt, dem sei diese Ausführung wärmstens empfohlen. Einfach, direkt und gut geeignet zum netten Zeitvertreib. Sein Vortrag ist diesmal weit entfernt von Kälte und Analystik, die ersten Bewegungsfolgen glänzen gar in romantischer Wärme. Der Dirigent verfährt ausgesprochen galant mit den retardierenden Momenten vor den ersten Stufen zur Klimax. Das Ensemble der Chicagoer Bläser jauchzt buchstäblich, wenn es die Augenblicke von Mahlers Sehnsucht und Verlangen beschreibt. Die zweite Bewegungsfolge ist schneller, sie funktioniert über ihren bedeutungsvollen Charme. Die Grabgänge der dritten Bewegung bergen tief eingefurchte Charakterzüge vielleicht schon teuflischen Ursprungs. Zum Kubelik-Standard gehören die Klezmer-angehauchten Intermezzi. Sie mengen sich folgerichtig zum Ganzen und zählen zum Besten, was die Aufnahme zu bieten hat. Ihr positives Feuer schnürt das Ende. Ein Windstoß scheint die Einspielung von Anfang bis Ende zu durchziehen, kein unnötiges Schleppen oder Ziehen, kein heruntergespielter Höhepunkt stört.
Die Behauptung klingt hart, doch der gewöhnlich sehr zelebrale Boulez wird erst richtig gut, wenn er wie diesmal seinem Orchester die Möglichkeit zu einem undisziplinierten Beben gibt. Gerade darauf gründen diese unbeschreiblich bunten, romantischen Sinfonien. Vier Mal wurde sich bereits an ihnen versucht - von Giulini, Tennstedt, Solti, und Abbado. Die Aufnahme der Chicagoer Künstler ist die Herausragende. Ein großartiger Klang sitzt auf raumschüttelnden Bässen. Die Aufnahme bedeutet erst auf der entsprechend ausgelegten Stereoanlage richtigen Spass. Absolut reißerisch sind die letzten fünf Minuten bei voller Lautstärke. Ein Tipp: Am besten vorher das Licht in der Wohnung löschen, damit die Nachbarn nicht ahnen, woher die Explosion der Tieftöner kommt. -David Hurwitz