Klavierkonzerte

Piers Lane, Niklas Willen, Bbcs

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 2. August 1999
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EAN/ISBN: 0003457117086
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Klavierkonzerte - Piers Lane, Niklas Willen, Bbcs
Die Schotten graben erstaunliche Raritäten aus: hochromantische Klavierkonzerte zwischen "con fuoco" und Konvention. Der Klaviervirtuose Piers Lane spürt auf dem Steinway und in der Literatur dem Lebenswerk zweier in Vergessenheit geratener Komponisten des 19. Jahrhunderts nach und kommt so in doppelter Hinsicht zu bemerkenswerten Ergebnissen. Theodor Kullak (1818-1882) und Alexander Dreyschock (1818-1869), Autoren renommierter Klavierschulen, hochgefeierte Virtuosen und Prinzenerzieher, haben eine Gemeinsamkeit: Sie wurden - anders als andere Musiker dieser Zeit - mit ihrer Kunst steinreich.
Aus ihrem umfangreichen Werk wählte Lane zwei gefällige, aber schwierige Klavierkonzerte aus. Der Dirigent Niklas Willen setzte sich mit dem BBC Scottish Symphony Orchestra für die Erstaufnahme ein. Dass ihnen das Musizieren Spaß gemacht hat, kann man gut hören. Besonders der erste Satz von Kullaks c-Moll-Konzert mit seiner opernhaften Dramatik scheint Norma-Klänge mit Chopin-Läufen zu verbinden. Und dennoch ist es neu, phantasievoll, bestechend. Auch der dritte Satz lehnt sich an dramatische und lyrische Momente an, wie man sie eher aus Webers Oberon oder Freischütz kennt, eingehüllt in unglaubliche Arpeggien, temperamentvoll, aber dennoch von stilisiert konventioneller Leidenschaft.
Dreyschocks Klavierkonzert ist noch stilisierter, aber weniger dramatisch. Bei aller Virtuosität glaubt der Hörer die Musik schon gut zu kennen. Das macht einerseits Spaß, andererseits vermisst man doch die unerwarteten Wendungen, ungewöhnliche Instrumentierung, das Experiment mit Klangfacetten. Der Pianist Lane hört Mendelssohn-Anklänge heraus. Beide Komponisten scheinen wie aus einem Karteikasten mit gekonnten Versatzstücken zu schreiben: flott, witzig, einfallsreich, artifiziell und vertrackt. Der staunende Zuhörer lässt sich gerne blenden und kommt durch die hohe Virtuosität auf seine Kosten. Da haben sich Piers Lanes 504 Überstunden am Instrument doch sehr gelohnt. -Mara Nottelmann-Feil