Swinging Ballroom Berlin Vol.1: Swing, Jazz & Sweet in historischen Originalaufnahmen 1926-1943

Various

CD, Audio CD
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EAN/ISBN: 0731454205726
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Swinging Ballroom Berlin Vol.1: Swing, Jazz & Sweet in historischen Originalaufnahmen 1926-1943 - Various
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Die Jazzgeschichte steckt voller Vorurteile. Schlägt man etwa in Lexika zu Sounds und Stilen der DreißigerJahre nach, stößt man auf reichlich Duke Ellington, Benny Goodman und vor allem viel New York. Der Rest der Welt bleibt in der Regel ausgeklammert, eine Fußnote der Entwicklung. Tatsächlich tobte jedoch in Metropolen wie Paris oder Berlin ebenso das Leben wie jenseits des Atlantiks und benötigte zum rauschenden Nachtleben der Vermögenden das passende Klangambiente. Die Anthologie Swinging Ballroom Berlin nimmt sich nun angesichts des wieder erwachenden Hauptstadtbooms dieser frühen Ära deutscher Unterhaltungskultur an. Aufwendig ediert, ausführlich kommentiert und sorgfältig recherchiert werden auf vier CDs 88 Originalaufnahmen aus der Zeit zwischen 1926 und 1943 zugänglich gemacht, die bislang überwiegend in Privatarchiven schlummerten.
Das Repertoire reicht von heute vergessenen Bandleadern wie Oskar Joost, Bernhard Etté oder Ehrhard Bauschke bis zu Musikern wie Teddy Stauffer, Freddie Brocksieper oder Helmut Zacharias, die die deutsche Jazz-Szene der Nachkriegszeit nachhaltig prägten. Und es dokumentiert mit swingender Leichtigkeit einige Besonderheiten der Entwicklung, die in bestehenden Veröffentlichungen bislang nur selten angesprochen wurden. Da ist zunächst die künstlerische Qualität der Aufnahmen, die wie etwa Robert Gadens Geisterspuk sich durchaus mit der Konkurrenz aus dem Cotton Club messen konnten. Da ist aber vor allem der Verweis auf die perfide Kulturpolitik der Nationalsozialisten, die in aller Öffentlichkeit den Jazz verbannten, ihn aber unter der Hand solange als Mittel zur Ablenkung gewähren ließen, bis sie aufgrund des schwindenden Schlachtenglücks ab 1942/43 gegen das eigene Volk Krieg zu führen begannen.
Swinging Ballroom Berlin ist daher nicht nur eine nostalgische Sammlung urbaner Unterhaltungskultur, sondern auch eine längst überfällige Denkanregung, eine ambivalente Epoche der Musikentwicklung in Deutschland unter sozialgeschichtlichen Aspekten differenziert zu betrachen. Eine wichtige Veröffentlichung. -Ralf Dombrowski