Johann Strauss - Die Fledermaus / Carlos Kleiber

Lucia Popp Julia Varady, Johann II Strauss, Carlos Kleiber, Rene Kollo, Hermann Prey

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 18. Oktober 1999
Verkaufsrang: 5015 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 0028945776521
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Johann Strauss - Die Fledermaus / Carlos Kleiber - Lucia Popp Julia Varady, Johann II Strauss, Carlos Kleiber, Rene Kollo, Hermann Prey
DIE FLEDERMAUS GA

Nicht sehr umfangreich ist die Zahl der Schallplattenaufnahmen, deren Cover Carlos Kleiber als Dirigenten aufweisen können, und auch live ist er nur noch selten zu erleben - "Ich dirigiere nur, wenn ich hungrig bin", soll er einmal gesagt haben. Wenn sich dieser Hunger auch bisweilen eher auf Luxusgüter zu beziehen scheint - eine bekannte bayerische Automobilfirma konnte ihn mit einer exklusiven Sonderanfertigung für einen Auftritt gewinnen - so muss man wohl dennoch davon ausgehen, dass die immer exzeptionelle Qualität seiner Aufnahmen ihre Ursache hat in dieser äußerst raren Präsenz, verbunden mit einem ungewöhnlich peniblen Studium der avisierten Werke und des Notenmaterials.
Zu Kleibers Meisterleistungen zählt neben seinem Tristan (im Studio entstanden) und seinem Rosenkavalier (live, nur als Video erhältlich) auch die vorliegende Fledermaus, aufgenommen Mitte der 70er Jahre. Kleiber versteht es, durch seine Stabführung die Kultoperette mit dem dürftigen Textbuch zu einem Ereignis zu machen. Warum, das zeigt schon der Vergleich der Orchestereinleitung mit der wenige Jahre vorher eingespielten Version unter Willi Boskovsky. Letztere Aufnahme klingt müde und unpräzise im Vergleich zu dem Feuerwerk, das Kleiber vom ersten Ton an zu entfachen versteht. Wer ihn schon einmal dirigieren sah, der weiß, wie unmissverständlich und zwingend seine Bewegungen sind, wie sie selbst das Publikum mitreißen.
Hinzu kommt eine teilweise großartige Sängerbesetzung: Hermann Prey meistert mit seinem bewunderswerten hohen Bariton brillant die sonst von Tenören gesungene Partie des Eisenstein, und die rumänisch-ungarische Sopranistin Julia Varady eignet sich hervorragend für die auf dem Maskenball als Ungarin auftretende Rosalinde. Großartig ist außerdem Lucia Popp als Adele. Sie bereicherte das Koloraturfach, in dem sie ihre Karriere begann, durch die Intensität und das Legato ihrer hinreißend schönen Stimme.
Bernd Weikl als Dr. Falke fühlt sich besonders in der hohen Lage nicht besonders wohl, was vor allem neben Hermann Prey deutlich wird. Den Falke hat Fischer-Dieskau unter Boskovsky tatsächlich besser getroffen. Gleiches gilt für den allzu heldischen René Kollo als Alfred: Adolf Dallapozza hat deutlich mehr Charme und Leichtigkeit in der Stimme. Vor allem jedoch ist die Besetzung der Hosenrolle des Prinzen Orlovsky mit dem falsettierenden Ivan Rebroff verwunderlich - der reiche, gelangweilte Adelige gerät damit zu deutlich in eine bestimmte Ecke. Auch in diesem Fall ist Brigitte Fassbaender unter Boskovsky vorzuziehen. Das stört aber nicht den überragenden Gesamteindruck dieser Aufnahme: So kann man Operette nicht nur aushalten, sondern genießen. -Michael Wersin