Bagpipes from hell

V. Ghielmi, l. Pianca

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 26. November 1999
Verkaufsrang: 39882 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 0025091005024
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Bagpipes from hell - V. Ghielmi, l. Pianca
So kryptisch wie die wenigen Daten, die der Nachwelt über den sagenumwobenen Gambisten Monsieur de Sainte-Colombe und über Marin Marias, der vermutlich sein Schüler war, bekannt sind, so kryptisch ist auch die Aufmachung dieser interessanten CD. Außer der Liste der Stücke und einigen biografischen Anhaltspunkten über die beiden Musiker, den Gambisten Vittorio Ghielmi und den Lautenisten Luca Pianca, enthält sie keine weiteren Erklärungen zu den eingespielten Werken - dafür jedoch beklemmende Ausschnitte aus einem Gemälde des geheimnisvollen Hieronymus Bosch. Geheimnisvoll bleiben dem nicht sonderlich instrumentenkundlich gebildeten Hörer auch die Zweitinstrumente, die beide Künstler verwenden: Ghielmi spielt außer seiner Gambe von 1688 eine Lyra-Viol, gebaut 1690, und Pianca verwendet neben der Laute einen Ceterone.
Letzterer ist das Bassinstrument der mit Metallsaiten bespannten und meist mit einem Plektrum gespielten Cistern. Er findet Verwendung in drei anonymen Stücken, die über die CD verteilt sind. Sie gleichen sich durch ihren folkloristischen Charakter und bilden einen reizvollen Kontrast zu den anderen Werken. Gemeinsam ist ihnen die Imitation des Dudelsack-Klangs; in "Lancashire Pipes" ahmt Ghielmi auf der Lyra sogar das Anblasen der Bordunpfeifen mit der typischen anfänglichen Rauheit und Verstimmung nach. Das Dudelsack-Idiom ist auch der Anlass für den Titel der CD, Bagpipes From Hell; er findet sich ebenso auf dem Ausschnitt des höllischen Bosch-Gemäldes, das die CD-Box illustriert.
Mit "Präludium und Fuga Es-Dur" von Silvius Leopold Weiss, einem Zeitgenossen und Bekannten Bachs, befinden wir uns hingegen auf der vollen Höhe der barocken Lauten-Kunst, und die von Luca Pianca mit großer technischer Vollkommenheit vorgetragene Komposition demonstriert eindrucksvoll die Möglichkeiten dieses äußerst schwer zu beherrschenden Instruments. Der legendäre Sainte-Colombe ist mit einer reizvollen "Vielle" für Gambe allein vertreten, Marin Marais mit vier ganz unterschiedlichen Stücken für Gambe und Laute.
Das Spiel von Ghielmi und Pianca zeichnet sich nicht nur durch die perfekte technische Beherrschung ihrer Instrumente aus, sondern auch durch einen interpretatorisch souveränen Zugriff auf die keineswegs einfach umzusetzenden Kompositionen. Niemals stellt sich beim Hören das Gefühl ein, hier werde Musik vorgetragen, die unseren Hörgewohnheiten allzu fern liege, um sie wirklich mögen zu können. Mit kraftvollem, klangschönen Vortrag vermitteln die beiden Musiker die eigenwilligen Stücke in müheloser Selbstverständlichkeit und großer Ausdruckskraft. -Michael Wersin