Orlando

Tilda Swinton, Billy Zane, Lothaire Bluteau

DVD
Ausgabe vom 27. August 1999
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EAN/ISBN: 4006680018539
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Orlando - Tilda Swinton, Billy Zane, Lothaire Bluteau
Orlando durcheilte in einem einzigen Leben vier Jahrhunderte von den Tagen der groen Elisabeth bis heute. Auf halbem Wege wechselte der junge Edelmann das Geschlecht. Aus dem liebeskranken Hfling wird eine Lady, die im Zeitalter Victorias vom Mann ihrer Trume ein Kind empfngt. Orlandos Reise durch die Zeit endet im lrmenden London von heute.

Atemberaubend und praktisch frei assoziierend wird Sally Potters Orlando Herr seiner Schwächen zu den neben einigen farblosen Darstellerleistungen auch narrative Struktur gehört, die man - mehr als freundlich ausgedrückt - als lose beschreiben muss, und entwickelt sich zu einem Diskussionen provozierenden, die Geschichte übergreifenden transsexuellen Drama, das einen lange verfolgt. Auf Grund des von Königin Elizabeth I. (von dem legendären Cross-Dresser Quentin Crisp überraschend unaffektiert verkörpert) ausgesprochenen Befehls, nicht mehr altern zu dürfen, wird die Titelfigur unsterblich. Daraufhin folgen wir Orlando bei einer 400 Jahre dauernden Reise durch eine an Träume erinnernde britische Geschichte. Mitten im Film wechselt Orlando sein Geschlecht - dank Sally Potters großartiger Zurückhaltung geht diese Verwandlung mit nur wenig Aufwand und ohne jede Erklärung vor sich.
Tilda Swinton, die die Titelrolle spielt, ist als Frau um einiges überzeugender als in dem männlichen Teil ihrer Rolle. Trotzdem ist ihre Passivität und Ausdruckslosigkeit auch in der zweiten Hälfte des Films zum Teil noch enervierend. Sally Potter hat Tilda Swinton dazu ermutigt, direkt in die Kamera zu spielen. Die daraus resultierenden beiseite gesprochenen Passagen und die an uns gerichteten Blicke können in gewissen Momenten amüsant sein, doch oft wirken sie bedeutungslos oder sogar störend, als mache sich der Film über sich selbst lustig. Aber trotz allem, die gewollten Eigenheiten und das bewusste Understatement des Films bringen das Projekt nie ganz zum Kentern. Und wenn man sich einmal der Logik der Filmemacherin hingibt, wird man von dem panoramischen Schwung der Kameraarbeit (zu den herausragenden Sets des Films gehört eine aristokratische Schlittschuh-Party auf der gefrorenen Themse während des großen Londoner Frosts von 1603, eine überwältigende Zelt-Karawane in Zentral-Asien und unzählige verschwenderisch ausgestattete Boudoirs und andere Innenräume) hingerissen sein. Orlando ist kein Merchant-Ivory-Film wie Zimmer mit Aussicht oder Was vom Tage übrig blieb, kein zimperliches, schnell zu vergessendes Ausstattungsstück. Dieser Film hat Biss und erwischt einen meistens dann am härtesten, wenn man es gar nicht erwartet. Orlando basiert zwar auf Virginia Woolfs gleichnamigen Klassiker der literarischen Moderne, hat aber insgesamt wenig Ähnlichkeit mit dem Roman. -Miles Bethany