Solo (Improvisations for Exten

Lyle Mays

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 19. Juni 2000
Verkaufsrang: 161867 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 0093624728429
ASIN: B00004SYS5 (Amazon-Bestellnummer)
Solo (Improvisations for Exten - Lyle Mays
Solo Improvisations For Expanded Piano

Weichgezeichnetes Geplänkel und schwebende Belanglosigkeit - wer dem geistigen Bild des hochbegabten Pianisten folgen will, der muss schon einen betont unkonventionellen Anspruch und Geschmack mitbringen. Lyle Mays selbst wollte diese CD ursprünglich gar nicht machen: Busenfreund und Produzent Pat Metheny überredete den Omnistylist, nach sechs Jahren endlich wieder eine Soloaufnahme einzuspielen. Mays bezeichnet die überwiegend improvisierte Session im Nachhinein als das persönlichste Statement, dass für ihn überhaupt möglich war und als spontankompositorische Höchstleistung: "Ich bin nicht sicher, ob es überhaupt wie Improvisation klingt", sagt er. Und wie es das tut. Abstrakte Akkordfolgen und atonale Spielereien, sentimentale Pop-Balladerie, impressionistische Kleckse und klassisch romantische Allüren addieren sich zu überwiegend sphärischen Klangbildern, die einem Vergleich mit durchkomponiertem Material nicht im Entferntesten standhalten. Viele der intuitiven melodischen Bewegungen wirken beliebig und nichtssagend. Da hilft es auch nicht, dass der hochkonzentrierte Createur die Tasten mit äußerster Hingabe berührt und stellenweise sogar mit erfrischender Dynamik und dramatischen Crescendi belebt. Sicher, als reine Begleitmusik zu einem poetischen Filmprojekt wäre das Klavierwerk mehr als geeignet, denn es dominieren klare Stimmungen und Farben: düstere Echos aus der Vergangenheit, eine langsam daherschreitende Prozession, glasige Eiskristalle oder ein herausstechendes rhythmisch attackierendes Furioso, als versöhnlicher Kontrast sozusagen. Unverständlich bleibt die monatelange Anstrengung, die Mays mit der aufwendigen elektronischen Nachbearbeitung des akustischen Materials verbracht hat. Mit der Intention, alle zusätzlichen Elemente aus dem Originalklang des Flügels zu entwickeln, setzte er neben Synthesizer und Sampler ein Midi Piano sowie ein computergesteuertes Disclavier ein, was in keinem Verhältnis zum Klangergebnis steht: Die wenigen Effekte und spartanischen Soundcollagen hätte man auch einfacher haben können, für den Hörer hätte es keinen Unterschied gemacht. -Katharina Lohmann