James Bond 007 - Die Welt ist nicht genug [VHS]

Video, Videokassette
Ausgabe vom 3. November 2003
Verkaufsrang: 4424 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 4010232001856
ASIN: B00004WIER (Amazon-Bestellnummer)
James Bond 007 - Die Welt ist nicht genug [VHS] -
In seinem 19. Leinwandabenteuer hat sich Ian Flemings Superspion in ein selbst angerichtetes Dilemma bugsiert: Als die langlebigste Kinofilmserie der Welt hat sich James Bond zu einer Figur entwickelt, die ihre Produzenten unbedingt beschützen wollen. Sie versuchen ein Format, das sich im Laufe von fast 40 Jahren entwickelt hat, am Leben zu erhalten, indem sie den Zuschauern das geben, was diese erwarten. Das Problem ist nur, dass auf diese Art und Weise eine Schablone entsteht, die echte Überraschungen ausschließt. Betrachtet man diesen Film sorgfältig, erkennt man, dass sich die Macher dieser Problematik bewusst gewesen sind. Daher haben sie Die Welt ist nicht genug weitaus düsterer und emotionaler gestaltet als seine direkten Vorgänger - um diese Emotionalität und die damit einhergehende einnehmende Atmosphäre mit dem Showdown vollkommen zu vernichten!
Dabei bricht dieser Film die Bond-Formel bereits in seinem starken Prolog, der nicht nur an einem Ort spielt, sondern im spanischen Bilbao beginnt, um schließlich in einem atemberaubenden Actionshowdown in London zu enden, wo gleichzeitig die Hauptgeschichte des Filmes eingeleitet wird. Bond 5.0, Pierce Brosnan, entpuppt sich in diesem Prolog als eine Person, bei der sich Abgründe auftun. Eine Person, die einerseits einen einnehmenden, unverbindlichen Charme versprüht, um auf der anderen Seite ohne jegliche Emotionalität als eiskalter Killer zu fungieren. Diese Widersprüchlichkeit war bislang nur von Sean Connerys Bond bekannt. Nicht nur Bond wird als eine überaus komplexe Persönlichkeit illustriert. Auch sein Gegenspieler Renard (Robert Carlyle) wie auch Elektra King (Sophie Marceau), die Frau, in die sich Bond verliebt, sind für einen Bond-Film überaus komplexe, in sich widersprüchliche, aber dadurch ungemein reale Charaktere. Diese heben den Film schauspielerisch aus dem Meer der Bond-Filme hervor, was vor allem der Inszenierung des Thriller-Experten Michael Apted zu verdanken sein dürfte, der immer dann zu Höchstleistungen aufläuft, wenn er nur seine Figuren inszenieren darf - jenseits der Pyrotechnik, jenseits der Bond-Schemata. Die Geschichte selbst befasst sich mit dem Bau einer Pipeline von Kasachstan nach West-Europa. Diese Story aber dient nur als Aufhänger für viel komplexere Erzählungen über Verrat, falscher und wahrer Loyalität sowie der Schilderung einer Welt, in der Lügen und Wahrheiten oft näher beisammen liegen, als wir dies wahr haben möchten. Diese interessanten Ansätze werden nun auf zweierlei Art vernichtet. Da sind zum einen die periodisch auftretenden Actionszenen, die in diesem Film dramaturgisch überhaupt keinen Sinn ergeben. Sie wirken vielmehr als seien sie ein Best-Of-Medley der größten Bond-Stunts, die für diesen Film neu aufgelegt wurden - wie eine Ski-Verfolgungsjagd, die man in dieser Form bereits in mehreren Bond-Filmen gesehen hat. Mit dem Unterschied, dass sie dramaturgisch betrachtet in diesen Filmen einen Sinn ergeben. Sie entbehren jeder Form von Humor, der sie vielleicht noch hätte retten können, was eben auch für den eher überflüssigen, zu sehr in die Länge gezogenen Showdown gilt, der weit hinter der Spannung früherer Bond-Filme zurück bleibt. Den Kardinalfehler begeht der Film jedoch auf der Seite der Charaktere. Schnell erfährt der Zuschauer, dass es zwischen Elektra und Renard eine Verbindung gibt: Renard hat Elektra, als diese noch ein Teenager war, entführt. Irgendetwas ist während dieser Entführung zwischen den beiden vorgefallen. Doch was? Die Antwort auf diese Frage ist vielleicht die große Überraschung des Filmes und damit der in der Beziehung zwischen Bond und Elektra alles entscheidende Moment. Ein Moment, der selbst einen James Bond für immer verändern könnte. Dies aber geschieht nicht, da Bond zuvor mit Doktor Christmas Jones (Denise Richards) noch schnell ein zweiter "Love Interest" zur Seite gestellt wird. Was immer nun also mit Elektra geschieht - Bond hat ja noch ein Ersatz-Girl an seiner Seite.
Die Welt ist nicht genug hätte das Zeug dazu gehabt, ein ganz großer Film zu werden. Indem er sich nicht traut, neue Wege zu beschreiten, hat er diese Chance vertan. -Sam Sutherland

Die DVD-Editionen der Bond-Filme sind auf ähnliche Weise mit Gimmicks ausgerüstet wie der berühmteste Geheimagent Ihrer Majestät. Die aufwendig animierten Menüs sind zudem im Design dem jeweiligen Film angepasst und bieten einen atmosphärischen Einstieg in die Welt von 007.
Die Welt ist nicht genug bietet reiches Bonusmaterial. Den Machern war ein simpler Trailer durchaus nicht genug, deshalb gibt es auch eine viertelstündige Dokumentation des britischen Fernsehens samt Interviews mit Regisseur Michael Apted, Pierce Brosnan, Sophie Marceau und Desmond Llewelyn. Ergänzende Informationen bietet der 22-minütige "Bond Cocktail", in dem die Zutaten eines Bondfilmes aufgeschlüsselt und deren Verwendung und Umsetzung in Die Welt ist nicht genug erläutert werden: Exotische Schauplätze, schöne Frauen, schnelle Autos, wilde Action, Geheimwaffen und üble Bösewichte. "The Secrets of 007" ist eine Abfolge von 9 kurzen Clips, in denen die Stunts und Effekte des Films in ihrer Entstehung gezeigt werden. Filmszenen werden mit den jeweiligen Storyboards und Aufnahmen hinter den Kulissen analysiert. Näher eingegangen wird auf die Vortitelsequenz mit der Bootsjagd auf der Themse. "Bond Down River" zeigt über 25 Minuten eine ausführliche Anatomie des Spektakels. Die beiden Off-Kommentare zum Film werden keine Wünsche offen lassen: Einerseits plaudert Regisseur Michael Apted aus dem Nähkästchen, auf der anderen Seite berichten drei andere überaus wichtige Männer: Produktionsdesigner Peter Lamont, der zweite Regisseur Vic Armstrong (hauptsächlich für die Action- und Stunt-Sequenzen zuständig) und Komponist David Arnold. Dieser schrieb auch den Titelsong, der als Musikvideo der Gruppe "Garbage" zu sehen und zu hören ist. Abgeschlossen wird das Bonusmaterial mit einem filmischen Nachruf auf "Q"-Darsteller Desmond Llewelyn , der Ende 1999 starb: ein liebevoller Zusammenschnitt aller Auftritte des dienstältesten Bond-Mitwirkenden, wunderschön und passend unterlegt mit dem Titelsong aus Der Spion der mich liebte: "Nobody does it better".
Weitere Fakten zum Film bietet das Beiheft. Der englische, deutsche und spanische Ton sind in Dolby Digital 5.1. -Alexander Röder