Ludwig II.

Helmut Berger, Romy Schneider, Trevor Howard

DVD
Ausgabe vom 31. Oktober 2000
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EAN/ISBN: 4006680017242
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Ludwig II. - Helmut Berger, Romy Schneider, Trevor Howard
Visconti schildert das Schicksal des bayerischen Königs Ludwig II 1845 bis 1886 vom Vorabend seiner Krönung bis zu seinem mysteriösen Tod im Starnberger See. Die tragisch verlaufenden Freundschaften zu Richard Wagner und zu Elisabeth von...

Im Allgemeinen beschränkt sich die öffentliche Wahrnehmung von Ludwig II. auf das Klischee des verrückten Märchenkönigs, der Wagner verehrte und Steuergelder an Fantasiebauten verschwendete. Im Grunde trifft diese Beschreibung auch auf Luchino Viscontis Ludwig zu. Doch der italienische Regisseur hat sein Porträt des bayerischen Monarchen nicht auf populäre Stereotypen reduziert, sondern die reale Gestalt zum Anlass genommen, das Scheitern eines ästhetischen Traumes in stilvollen Bildern zu zelebrieren.
Der Film setzt ein, als Ludwig im Alter von 19 Jahren zum König gekrönt wird. Man lernt ihn als scheuen jungen Mann kennen, der von guten Absichten geleitet sich der Verantwortung seiner Position stellen will. Doch die Routine des Regierens interessiert ihn kaum, denn ihn leitet die Vision einer besseren Welt, die er in den Werken Wagners erkannt zu haben glaubt. Dieses Ideal der Schönheit bestimmt sein Denken und Handeln so sehr, dass er sich bald der Realität entfremdet fühlt. Dennoch ist er kein Narr, der seine Umgebung ignorieren würde. Er bemerkt sehr wohl, dass der vermeintliche Freund Wagner in erster Linie an seinem Vermögen interessiert ist. Auch die Intrigen seiner geliebten Kusine Sissi von Österreich durchschaut er. Aber er ist kein Mensch, der in der Welt handeln will. Stattdessen gibt er sich in der Abgeschiedenheit seiner Schlösser seinem Traum von Schönheit hin - und verliert jeden Halt in der Wirklichkeit. Dass seine Flucht aus der Gegenwart zugleich die Abkehr von menschlicher Gemeinschaft und moralischer Verantwortung bedeutet, will er nicht anerkennen. Daher verkommt er zunehmend zur physischen wie psychischen Ruine: Der schöne Mann mit den schönen Gedanken degeneriert zum Zerrbild seines Ego-Ideals.
Obwohl Visconti in Ludwig II. eine Geschichte des Verfalls erzählt, feiert er Ludwigs ästhetische Utopie in jeder einzelnen Einstellung. Denn auch wenn er den ewigen Widerspruch zwischen Stil und Substanz zum Thema macht, bemüht er sich um eine jeder Realität enthobene Eleganz. Visconti wollte Ludwig nicht als fehlgeleiteten Träumer bloßstellen, sondern der psychotischen Bedingungslosigkeit seines Idealismus Tribut zollen, während er zugleich mit analytischer Klarsicht die Inkompatibilität seiner Vision mit einem erfüllten Leben in der Welt darstellt. Die Wagner-Inszenierungen, die Ludwig so sehr liebte, sind im Film allerdings nicht zu sehen. Wesentlich für Viscontis Projekt war lediglich die Inszenierung, der Ludwig sein eigenes Dasein unterworfen hat. Im Medium des Lebens war sie zum Scheitern verurteilt, im Medium des Films triumphiert sie in all ihrer morbiden Erhabenheit. -René Classen