Nono: Al Gran Sole Carico D'Amore (Gesamtaufnahme)

Claudia Barainsky, Luigi Nono, Lothar Zagrosek, Staatsoper Stuttgart

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 17. April 2001
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EAN/ISBN: 0685738105922
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Nono: Al Gran Sole Carico D'Amore (Gesamtaufnahme) - Claudia Barainsky, Luigi Nono, Lothar Zagrosek, Staatsoper Stuttgart
Der italienische Komponist Luigi Nono bezeichnete sein Bühnenwerk Al gran sole carico d'amore als "azione scenica" ("szenische Handlung"). Der Titel - auf Deutsch so viel wie "Unter der großen Sonne von Liebe beladen" - entstammt einem Rimbaud-Gedicht. Die Texte für seine Oper wählte Nono selbst aus, wobei es sich um eine Montage aus unterschiedlichen Textarten beispielsweise nach Che Guevara, Karl Marx und Bert Brecht handelt. Musikalisch zitiert Nono etwa sowjetische Revolutionslieder und die Internationale. Al gran sole carico d'amore wurde 1975 unter der Leitung von Claudio Abbado in Mailand uraufgeführt. Nun liegt mit der Aufnahme der Staatsoper Stuttgart, die bereits zum dritten Male zum "Opernhaus des Jahres" gewählt wurde, die Weltersteinspielung vor.
Ein Musiktheater ganz ohne Handlung? Ohne Figuren? Das Stück kann laut Begleitheft auch als "anstößiges Requiem" gesehen werden. Geht es im ersten Teil noch um die Ereignisse der Pariser Commune von 1871, so bezieht sich der zweite unter anderem auf den Petersburger Aufstand von 1905. Nono stellte diese geschichtlichen Situationen übergangslos nebeneinander, eine weiterführende Handlung wird also nicht erzählt. Der eigentliche Protagonist ist der Chor, aufgeteilt in Coro grande und Coro piccolo. Vier Soprane, die die Kommunardin Louise Michel darstellen, sprechen, deklamieren, lamentieren, schreien gellend im Wechsel mit lang ausgehaltenen Blechbläserakkorden. Nonos Klangsprache besitzt eine Sogwirkung, der man sich nicht entziehen kann.
Lothar Zagrosek, Generalmusikdirektor der Staatsoper Stuttgart, setzt mit Präzision und einem Maximum an Ausdruckskraft die geschriebenen Noten in tönende Musik um; ein vorzügliches Orchester assistiert ihm. Stellvertretend für das bestens disponierte Ensemble möchte ich Claudia Barainsky nennen. Sie meistert ihren Gesangspart, der mit schier unkantablen Intervallsprüngen bestückt ist, auf beeindruckende Art und Weise. Eine großartige Leistung ebenso von Seiten des Chores. Unbedingt empfehlenswert, auch für Nono-Einsteiger. -Beatrix Gillmann