Mozart: Klaviersonaten K 332, 333 & 457

Alfred Brendel

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 22. Oktober 2001
Verkaufsrang: 4417 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 0028946804827
ASIN: B00005O83V (Amazon-Bestellnummer)
Mozart: Klaviersonaten K 332, 333 & 457 - Alfred Brendel
KLAVIERSONATEN KV 332,333,457/

Mozart zum Anfassen, aber nicht immer zum Dahinschmelzen - so könnte man Alfred Brendels neue Einspielung dreier Klaviersonaten von Mozart nebst dem Adagio in h-Moll KV 540 mit wenigen Worten charakterisieren. Viele Klaviermusikliebhaber werden gerade bei den hier versammelten Stücken sehr genau hinhören, denn zumindest die Kopfsätze der drei Sonaten hat so mancher im Klavierunterricht kennen- und angesichts ihrer Schwierigkeiten respektieren gelernt.
Im ersten Satz der F-Dur-Sonate KV 332 macht Brendel das Prinzip der Sonatenhauptsatzform einschließlich seiner Unverwechselbarkeit unter Mozarts Händen plastisch erlebbar. Er präsentiert Haupt- und Seitensatz in ihren unterschiedlichen motivischen Ausprägungen klar gegliedert und mit Blick auf das Wesentliche, und die breit angelegten, Unruhe stiftenden überleitenden Passagen dazwischen kontrapunktieren mit der ihnen gebührenden Schärfe das lyrische Geschehen. Nicht auf Ausgleich, sondern auf Kontrast ist Brendels Interpretation hier angelegt, und indem er Härten nicht meidet, sondern bewusst ausspielt, beleuchtet er aus seiner künstlerischen Perspektive heraus Mozarts Musik unter einem Aspekt, den auch die Vertreter der historischen Aufführungspraxis immer wieder hervorheben: Nicht durchweg lieblich und gefällig ist Mozarts Tonfall - so hätten es gern die Klassik-light-Produzenten -, sondern immer wieder auch schroff und widerborstig.
Dieselbe Spur verfolgt Brendel auch im langsamen Satz dieser Sonate. Verzierende chromatische Durchgänge und Vorschläge verleugnen hier weitgehend ihre Herkunft aus dem einstigen "galanten Stil", indem sie nicht in erster Linie schmeichelnd überbrücken, sondern vor allem akzentuierend hervortreten. Damit weisen solche Akzidentien voraus auf ihre Bedeutung in Beethovens Stil, wo sie niemals mehr einfach auszieren, sondern immer Bestandteil der musikalischen Substanz sind.
Beim Hören des virtuosen Finales der F-Dur-Sonate fragt man sich dann - dies sei als einzige, aber nicht unwesentliche Einschränkung des intellektuellen Lobes vorgebracht -, ob wirklich alle Ecken und Kanten in Brendels Mozartspiel vollkommen freiwillig gesetzt sind, denn im schnellen Lauf- und Passagenwerk dieses Satzes wird immer wieder auch ein wenig Sand im Getriebe hörbar. -Michael Wersin