Mozart, Wolfgang Amadeus - Le nozze di Figaro

Rodney Gilfry, Hillevi Martinpelto, Alison Hagley

DVD
Ausgabe vom 12. November 2001
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EAN/ISBN: 0044007301890
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Mozart, Wolfgang Amadeus - Le nozze di Figaro - Rodney Gilfry, Hillevi Martinpelto, Alison Hagley
LE NOZZE DI FIGARO GA

Mozarts Opern nach Libretti von Lorenzo Da Ponte sind mit ihren frivolen Zweideutigkeiten, perfiden Winkelzügen und melancholischen Stimmungen nicht ganz einfach zu realisieren. Allzu realistisch ausgelegt, bergen sie in sich die Gefahr der Persiflage, des Abgleitens in die Vulgarität. Davon ist natürlich Mozarts 1786 in Paris uraufgeführte Hochzeit des Figaro nicht ausgenommen. In der Geschichte um einen lüsternen Grafen, der dem Personal nachstellt, und das Recht der ersten Nacht "ius primae noctis" einfordert, hatte Mozart einen seinerzeit skandalträchtigen Stoff gefunden: Unverhohlene Kritik an der Adelsgesellschaft zeigte sich da in Verbindung mit einer drastischen Darstellung gräflicher Unmoral. Kein Zweifel: Mozarts Herz schlug für den Dritten Stand.
John Eliot Gardiner hat die Oper Mitte der Neunziger gleich zweimal aufgenommen - stets mit den gleichen Interpreten. Die hier für DVD aufbereitete Fassung entstand 1993 im Théatre du Chatelet zu Paris; Bühnen- und Filmregie führten Jean-Louis Thamin und Olivier Mille. In einer sparsam mit der Dekoration umgehenden Inszenierung wie diese richtet sich der Fokus automatisch auf die Darsteller. Und hier knistert es gewaltig, denn alle Ausprägungen menschlicher Liebe werden nachgezeichnet; ein Stück voller erotischer Vibrationen und subversiver Spannung ist das Ergebnis.
Das kann man nur mit so begnadeten Schauspiel-Sängern erreichen wie dem dunkeltimbrierten Bassbariton Bryn Terfel, der einen äußerst virilen Figaro abgibt, und Alison Hagley, die aus der Kammerzofe Susanna eine Liebreiz und Esprit ausstrahlende Figur macht. Ein Genuss ist ebenfalls Hillevi Martinpelto als unaffektierte Gräfin. Absolut überzeugend auch Rodney Gilfry in der Rolle des Lustmolches Graf Almaviva. Die anderen Rollen sind nicht ganz so überzeugend besetzt, doch unter Gardiners lebhafter und auf jede Einzelheit der Partitur und der Handlung bedachter Lesart fällt dies nicht so ins Gewicht. Dramaturgisch schlüssig und plausibel in dem Booklet begründet erscheint mir auch Gardiners Entscheidung, einige Arien der Marcellina und Basilio auszulassen. Alles in allem eine sehr schöne, sehr empfehlenswerte Produktion, die einmal mehr zeigt, dass das DVD-Medium wie geschaffen für solcherlei Werke ist. -Teresa Pieschacón Raphael