Mulholland Drive - Straße der Finsternis

Justin Theroux, Naomi Watts

DVDs, DVD
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EAN/ISBN: 4010324020949
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Mulholland Drive - Straße der Finsternis - Justin Theroux, Naomi Watts
Auf dem Mulholland Drive, der sich hoch oben über Los Angeles durch die Hollywood Hills schlängelt und bei Tag eine atemberaubende Aussicht bietet, gleitet eine dunkle Limousine lautlos durch die Stille der Nacht. Plötzlich stoppt der Wagen, der Chauffeur richtet eine Waffe auf die namenlose Schönheit im Fond des Fahrzeugs. Doch noch bevor er abdrücken kann, kollidiert ein entgegenkommendes Auto mit der Limousine und die Unbekannte kann entkommen. Äußerlich ist sie nahezu unverletzt, doch hat sie bei dem Unfall ihr Gedächtnis verloren. Ziellos irrt sie durch die Straßen und findet schließlich in einer leerstehenden Wohnung Unterschlupf. Nur wenig später taucht eine weitere junge Frau auf Betty Elms Naomie Watts, die von Kanada nach L.A. gereist ist, um in der Traumfabrik Hollywoods als Filmschauspielerin zu beginnen. Während die nichts ahnende Betty und die geheimnisvolle Fremde, die sich kurzerhand Rita nennt, das Haus teilen, gehen auch an anderen Schauplätzen der Stadt unerklärliche Dinge vor sich. Da ist ein Auftragskiller, dem die Situation unter grotesken Umständen entgleitet und ein weiterer Zeitgenosse, der von finsteren Vorahnungen geplagt wird auf dem Parkplatz eines Restaurants dem Bösen ins Auge sieht. Und schließlich ist da auch noch der Erfolgsregisseur Adam Kesher Justin Theroux, dessen Leben sich durch die Drohungen bizarrer Finanziers gravierend ändert und der zum ersten Mal mit seiner eigenen Machtlosigkeit konfrontiert wird. Zur gleichen Zeit versuchen Rita und die gutherzige, stets hilfsbereite Betty, die mit einer schauspielerischen Glanzleistung den Eintritt in die Welt des Films geschafft hat, das Geheimnis um die verlorene Identität Ritas zu lüften, stoßen bei ihren Nachforschungen aber auf mehr Fragen als Antworten. Die unterschiedlichen Handlungsstränge beginnen sich mitei ...
Nachdem uns David Lynch zuletzt eine sehr direkte Geschichte geradeheraus erzählt hat, kehrt er nun mit Mulholland Drive wieder in das so rätselhafte und faszinierende Universum zurück, in dem schon Twin Peaks und Lost Highway angesiedelt waren. Nur dreht er die Schraube der Spiegelungen und Brechungen, der Doppelungen und Verwandlungen hier noch etwas weiter, indem er Hollywood als Schauplatz für seine düsteren Imaginationen wählt. Nichts ist in Lynchs Höllenvision der Traumfabrik so, wie es zunächst einmal scheint; niemand hat nur eine Identität, jeder spielt sich und den anderen etwas vor. Wo nun genau die Wirklichkeit aufhört und wo der Albtraum beginnt, muss jeder Zuschauer für sich selbst entscheiden. So wie Hollywood nie all seine (dunklen) Geheimnisse preisgeben wird, so löst David Lynch seine Rätsel immer nur wieder mit neuen Rätseln auf.
Ursprünglich war Mulholland Drive von Lynch als Fernsehserie konzipiert worden. Doch nachdem sie den Pilotfilm gesehen hatten, bekamen die Verantwortlichen beim Sender kalte Füße und zogen sich von dem Projekt zurück. Daraufhin hat Lynch beschlossen, weiter zu drehen, um aus dem alten und dem neuen Material einen Spielfilm zu machen. Diesen schwierigen, aber für Hollywood in gewisser Weise auch wieder typischen Entstehungsprozess merkt man Mulholland Drive zumindest in einzelnen Aspekten deutlich an.
Die Geschichte von Betty Elms (Naomi Watts), dem unschuldigen Mädchen aus der Provinz, das nach Los Angeles kommt, um ein Star zu werden, und Rita (Laura Elena Harring), einer Schauspielerin, die nur knapp einem Mordanschlag entkommen ist und dabei ihr Gedächtnis verloren hat, ist selbst für Lynchs Verhältnisse alles andere als geschlossen. Einzelne Nebenstränge der Handlung verschwinden genauso plötzlich, wie sie aufgetaucht sind; und die große Wendung des Films hat eine so verunsichernde Wirkung, dass sie noch die in Lost Highway übertrifft. Aber gerade in dieser Offenheit liegt der eigentliche Reiz und die fast hypnotische Kraft von Mulholland Drive. Sie sabotiert jeden Erklärungs- und Interpretationsansatz, der versucht, noch in den letzten Winkel dieser zutiefst dunklen und verstörenden Vision Licht zu bringen. Es gibt kein Entkommen aus David Lynchs Albtraum. Er holt einen immer wieder ein, auch wenn man glaubt, endlich das Rätsel gelöst zu haben. Sicher ist nur: Das Kino und seine verführerischen Bilder sind ein Spielzeug des Teufels, dem wir alle längst verfallen sind. -Sascha Westphal