Intimacy

Kerry Fox, Timothy Spall

DVD
Ausgabe vom 21. Februar 2002
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EAN/ISBN: 3259190362291
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Intimacy - Kerry Fox, Timothy Spall
Ein Mann und eine Frau. Jay Mark Rylance und Claire Kerry Fox. An jedem Mittwochnachmittag besucht sie ihn und dies aus einem einzigen Grund - Sex. Wortlos und hingebungsvoll schlafen sie miteinander, draußen wartet das Taxi. So ist es an jedem Mittwoch. Claire kommt an, sie ziehen sich aus und danach sind sie beide ein wenig befangen. Aber zu sagen haben sie sich nichts ...

Obwohl man eigentlich alles schon einmal gesehen hat, gibt es immer noch Filme wie Patrice Chéraus Intimacy, die einen ganz und gar unvorbereitet treffen und einem damit den Glauben an die Kraft des Kinos zurückgeben. Auch wenn die Grundkonstellationen seiner Geschichte - ein Mann und eine Frau treffen sich jeden Mittwoch in einer beinahe leeren Wohnung und schlafen dort miteinander - entfernt an Bernardo Bertoluccis umstrittenen Klassiker Der letzte Tango in Paris erinnert, eröffnet Chérau dem Kino mit seiner Verfilmung von zwei Kurzgeschichten des britischen Autors Hanif Kureishi einen ganz neuen Weg. Er nähert sich den Menschen und ihren Körpern mit einer Rückhaltlosigkeit, die den Zuschauer schier überwältigt. Die Intensität seiner Bilder fordert einen anderen, einen viel offeneren Blick. Man kann die Menschen, ihre Leidenschaften und ihre Ängste, ihre Maßlosigkeit und ihre Rätselhaftigkeit, in Intimacy geradezu neu entdecken.
Jay (Mark Rylance) und Claire (Kerry Fox) wissen praktisch nichts voneinander, nicht einmal ihre Namen. Sie sind sich einmal zufällig begegnet, und nun treffen sie sich einmal in der Woche. Die körperliche Nähe, das Glück, das in ihrer Vereinigung liegt, das ist eigentlich mehr als genug. Doch dann will Jay, der ehemalige Musiker, der einst seine Frau und seine Kinder ohne ein Wort verlassen hat, mehr über Claire erfahren. Er folgt ihr, lernt ihren Mann Andy (Timothy Spall) kennen, entreißt ihr langsam ihre Geheimnisse und zerstört alles.
In seiner Arbeit mit den Schauspielern ist Patrice Chérau von seinen Erfahrungen als Theater- und Opernregisseur geprägt, doch seinen Filmen haftet nie etwas Theaterhaftes an. Sie sind reines Kino, nur eben viel direkter, viel dichter, als man es gewohnt ist. Die Körperlichkeit und die Unbefangenheit von Kerry Fox und Mark Rylance wirken beinahe hypnotisch. Sie haben fast etwas Erschütterndes. Man kann zu ihren Figuren praktisch nicht auf Distanz gehen, sie ziehen einen unaufhaltsam in ihren Bann. Man verfällt ihnen regelrecht, teilt ihr Glück wie ihren Schmerz und versteht sie in einem Maße wie kaum andere Kinofiguren.
Intimacy zeichnet ein kompromissloses Bild des modernen Großstadtlebens. Glück erscheint als etwas, das nicht dauerhaft sein kann, das der Mensch, vor allem der Mann, immer wieder selbst zerstört. Und doch wirkt Chéraus Film über die Liebe, über ihre Sprache wie über ihre Sprachlosigkeit, nie hoffnungslos. Am Ende weiß man um die Bedeutung von Geheimnissen und sieht die Menschen mit anderen Augen. -Sascha Westphal