Der Tod und das Mädchen

Sigourney Weaver, Sir Ben Kingsley, Stuart Wilson

DVD
Ausgabe vom 6. November 2002
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EAN/ISBN: 4010324021083
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Der Tod und das Mädchen - Sigourney Weaver, Sir Ben Kingsley, Stuart Wilson
Ein Land in Südamerika, kurz nach dem Ende der Diktatur. Paulina Escobar Sigourney Weaver lebt zurückgezogen mit ihrem Mann Gerardo Stuart Wilson, der als Anwalt und ehemaliges Mitglied des Widerstands die Menschenrechtsverletzungen des alten Regimes untersucht, in einem abgelegenen Haus an der Küste. Eines Abends, während draußen unablässig ein Unwetter tobt, Telefon und Strom einmal mehr ausgefallen sind, kehrt Gerardo in Begleitung eines Fremden, der ihn nach einer Reifenpanne mitgenommen hat, zurück nach Hause. Paulina wird von blanken Entsetzen erfaßt, glaubt sie doch in der Person des freundlichen und hilfsbereiten Arztes Dr. Roberto Miranda Ben Kingsley ihren Peiniger, der sie während ihrer Inhaftierung vor fünfzehn Jahren gefoltert und vergewaltigt hat, zu erkennen. Als der unliebsame Gast auch über Nacht im Hause der Escobars bleibt, beschließt Paulina, sich an ihm zu rächen und ein Geständnis aus ihm herauszupressen. Auch wenn ihre Beweise fragwürdig sind - während der Inhaftierung wurden ihr die Augen verbunden, so daß sie lediglich die Stimme, den Geruch, seine Vorliebe für Nietzsche-Zitate und Schubert-Quartette kennt - ist sie überzeugt, ihren Peiniger vor sich zu haben. Um die Wahrheit und die Beweggründe für seine Greueltaten herauszufinden, fesselt und mißhandelt sie den Arzt, der seine Unschuld beteuert und zudem angibt, zum fraglichen Zeitpunkt in Europa gearbeitet zu haben. Gerardo, der von seiner Frau gezwungen wird, ihr bei der Suche nach der Wahrheit zu helfen, ist zwischen seiner Liebe zu Paulina und seiner Abneigung gegen Gewalt, die sie auf die selbe Stufe wie einst das faschistische Regime stellt, hin- und hergerissen. Durch ihr hartnäckiges Schweigen hatte Paulina damals Gerardos Leben gerettet, erstmals erfährt er in dieser Nacht auch, welche unvorstellbaren ...

Roman Polanskis Filmadaption des erschütternden Stücks von Ariel Dorfman über das Vermächtnis von Folter hat mehr mit dem ersten Film des Regisseurs, Das Messer im Wasser (mit all seinen aufreibenden Zweideutigkeiten über Macht, sexuelle Überschreitungen und verwirrte Bündnisse zwischen drei Menschen) gemeinsam, als eine offene politische Parabel.
Sigourney Weaver (nicht überwältigend, aber alles in allem doch gut) spielt eine ehemalige politische Gefangene in einem ungenannten südamerikanischen Staat, dessen Regierungsform zur Demokratie wurde. Sie ist mit einem Angestellten der Regierung verheiratet (gute Arbeit von Stuart Wilson), der Boss der Behörde ist, die sich mit offiziellen Anfragen über die Praxis der Folter unter dem ehemaligen Regime beschäftigt. Immer noch unter ihren Erlebnissen in der Vergangenheit leidend, sucht Weavers Charakter Zuflucht in den Wandschränken des hoch auf den Klippen gelegenen Hauses, das sie mit ihrem Mann bewohnt. Aber als dieser eines Tages einen dem Anschein nach netten Menschen (ein brillanter Ben Kingsley) nach Hause mitbringt, glaubt sie, in diesem Fremden denjenigen zu erkennen, der sie bei Verhören wiederholt vergewaltigt hat. Sie nimmt ihn gewaltsam zur Geisel, und was dann folgt, ist ein Wirbelsturm aus Raserei und Verwirrung, da Kingsleys Charakter alle Anschuldigungen ableugnet, Wilsons von Schuld geplagter Ehemann nicht weiß, wen er verteidigen soll und Weaver ihre psychosexuelle Wut in eine Waffe der Erniedrigung verwandelt.
Dorfman selbst hat sein Stück für den Film adaptiert, aber es besteht kein Zweifel darüber, dass Polanski, wie in seinen Filmen Rosemary's Baby, Ekel und Bitter Moon, den Zuschauer auf einen bekannten Pfad von menschlichem Betrug und Terror führt. Teilweise erschütternd in seiner Ehrlichkeit und überzeugend bis zum Letzten, führt uns Der Tod und das Mädchen buchstäblich bis zum Rande des Vergessens, wo - in Polanskis Filmen - die schwierigsten Wahrheiten immer in eine bis dahin unbekannte Perspektive fallen. -Tom Keogh