Novocaine - Zahn um Zahn

Steve Martin, Helena Bonham Carter, Laura Dern

DVD
Ausgabe vom 12. September 2002
Verkaufsrang: 50902 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 4011976813132
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Novocaine - Zahn um Zahn - Steve Martin, Helena Bonham Carter, Laura Dern
Kommen Filmkomiker in ein bestimmtes Alter, sagen sie sich: Schluss mit lustig. Dann wollen sie ernste, am besten gebrochene Charaktere spielen. Am liebsten in einem hippen kleinen Film, möglichst inszeniert von einem viel versprechenden Debütanten mit Streetcredibility, damit das Festivalpublikum sagen kann: "Ach, guck mal, da hat sich aber einer neu erfunden." Novocaine, mit Altstar Steve Martin und von Newcomer David Atkins, kommt dementsprechend mit aufdringlichen Nu-Metal-Gitarren und bizarren Schnittideen daher. Bierernst ist der Thriller zwar nicht geworden, aber wenn der Hauptdarsteller hier ausrutscht, dann sind keine Bananenschalen schuld, sondern Blutlachen.
Es ist nicht das erste Mal, dass wir Steve Martin als Zahnarzt sehen, aber mehr als den Beruf hat der Motorrad fahrende Rockabilly-Sadist Dr. Orin Scrivello aus Der kleine Horrorladen mit Dr. Frank Sangster aus Novocaine nicht gemein: Sangster ist überkorrekt, sanft, steht mächtig unter dem Pantoffel seiner kickboxenden Verlobten (Laura Dern), und nichts läge seinem Naturell ferner, als leichtfertig Rezepte für starke Betäubungsmittel auszustellen. Andererseits: Wer kann einem so betörenden Tabletten-Luder wie Susan Ivey (Helena Bonham Carter) schon etwas abschlagen? Und so kommt es, wie es kommen muss, nämlich zu einer heißen Nacht im Zahnarztstuhl, und geht weiter, wie es weitergehen muss: Am nächsten Morgen ist nicht nur Susan weg, sondern auch der Inhalt des Medizinschranks. Da steht auch schon ein Behördenvertreter auf der Matte, der gern mal überprüfen möchte, ob der Doktor bei seiner Medikamentenvergabe korrekt Buch führt. Frank macht sich auf die Suche nach Susan, um sie zur Rückgabe der Drogen zu bewegen, aber je entschlossener er versucht, die Sache aufzuklären, desto mehr verstrickt er sich in ein von langer Hand geplantes Komplott, in dem Susan vielleicht noch die unschuldigste Rolle spielt.
Novocaine ist ein Film, der einen für's Durchhalten belohnt. Obwohl von Anfang an kurzweilig, wirkt die erste Hälfte eher wie ein besseres TV-Movie der Woche als wie ein Hollywood-Thriller mit Top-Besetzung. Die Handlung scheint etwas zu sehr von bequemen Zufällen bestimmt, die Charaktere wirken eindimensional. Diese Eindrücke täuschen aber, wie man im weiteren Verlauf lernt. Hier ist so gut wie niemand der, der er vorgibt zu sein, und Zufälle gibt es schon gar nicht. Somit ist Novocaine auch kein Einweg-Film, denn mit dem Wissen um kommende Handlungswendungen werden diverse kleine Details erst beim zweiten Anschauen sichtbar. -Andreas Neuenkirchen