Wahnsinnig verliebt

Audrey Tautou, Samuel Le Bihan, Isabelle Carré

DVD
Ausgabe vom 3. April 2003
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EAN/ISBN: 3259190265714
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Wahnsinnig verliebt - Audrey Tautou, Samuel Le Bihan, Isabelle Carré
Verzweifelt, geradezu besessen liebt die junge Kunststudentin Anglique den verheirateten Arzt Loc. Aber dessen Frau erwartet ein Kind und für eine Zukunft mit Anglique scheint kein Platz in seinem Leben. Heimliche Treffen, einsame Nächte und tagelanges Warten sind offenbar alles, worauf sie hoffen darf - so hat es den Anschein. Doch plötzlich gerät Locs geordnetes Leben aus den Fugen Seine Frau verlässt ihn nach einer Fehlgeburt, eine Patientin verklagt ihn wegen tätlichen Angriffs. Mysteriöse Anrufe, anonyme Briefe und makabre Päckchen versetzen ihn in Angst und Schrecken. Und schließlich wird er des Mordes an einer Patientin verdächtigt. Wer ist der Schlüssel zu dem unheimlichen Komplott? Und warum ist ausgerechnet die unschuldige Anglique die Einzige, die ihm jetzt noch helfen kann ...?

Die junge Kunststudentin Angélique ist Wahnsinnig verliebt. Gleich zu Beginn von Laetitia Colombanis Spielfilmdebüt schickt sie dem Mann ihrer Träume eine einzelne Rose als Zeichen ihrer überschwänglichen Gefühle und Symbol ihrer romantischen Verzauberung. Doch ihr Empfänger, der Arzt Loic, kann, wie sich viel später herausstellt, als die Geschichte noch einmal von vorne anfängt, die Bedeutung des Geschenks gar nicht entziffern. Für ihn ist diese Rose wirklich nichts als eine Rose. Gefühle und natürlich vor allem die Liebe verzerren die Wahrnehmung. Sie lassen den Menschen etwas sehen, was gar nicht da ist, oder tauchen die Dinge in ein Licht, das trügerisch ist. Darin liegt ihr Reiz, aber auch ihre Gefahr und dieser gilt hier Laetitia Colombanis Interesse.
Angélique (Audrey Tautou) schwebt von allen Ketten der Realität befreit im siebten Himmel. Nicht einmal die Tatsache, dass Loic (Samuel le Bihan) verheiratet ist und seine Frau ein Kind von ihm erwartet, berührt die Kunststudentin weiter. Sie weiß, dass sie die wahre und einzige große Liebe des Arztes ist, dass er seine Frau bald verlassen und mit ihr nach Florenz reisen wird. Selbst als sie auf dem Flughafen vergeblich auf ihn wartet, kommt Angélique nie der Gedanke, dass sie sich da in etwas hineinsteigert, das so gar nicht existiert.
Wahnsinnig verliebt beginnt wie eine dieser klassischen bittersüßen Liebesgeschichten, die man schon unzählige Male gesehen hat. Nur wirkt hier alles noch ein bisschen kitschiger und süßlicher als sonst schon. Laetitia Colombani treibt die Klischees des romantischen Kinos auf die Spitze. Die viel zu weit aufgerissenen Rehaugen Angéliques und die viel zu golden schimmernden Bilder ihres Kameramanns Pierre Aim sind bezaubernd und zugleich irritierend. Was zu schön ist, um wahr zu sein, kann eben nur falsch sein. Und so wird aus diesem filmischen Liebestraum schließlich ein überraschend harter Psychothriller, der seine Geschichte gleich zweimal erzählt, erst aus Angéliques und dann aus Loics Perspektive.
Mit einer fast schon erschreckenden Unbarmherzigkeit zertrümmert Wahnsinnig verliebt all die romantischen und sentimentalen Vorstellungen, die sich die Menschen von der Liebe machen. Wer liebt, wird nie mit letzter Sicherheit sagen können, ob seine Gefühle tatsächlich im erhofften Maße erwidert werden, ihm bleibt nur die Selbsttäuschung. Für Laetitia Colombani ist Liebe nichts als eine äußerst gefährliche Form von Realitätsverlust und Wahnsinn. Und auch wenn man sich dieser bitteren Einschätzung eigentlich nicht anschließen will, besticht die Argumentation der jungen Regisseurin durch eine Logik, der man kaum etwas entgegensetzen kann. Das macht Wahnsinnig verliebt zu einem intellektuellen Abenteuer, aber letztlich auch zu einem erstaunlich kalten Film. -Sascha Westphal