Die 1000 Augen des Dr. Mabuse

Gert Fröbe, Peter van Eyck, Dawn Addams

DVD
Ausgabe vom 27. Januar 2003
Verkaufsrang: 41165 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 4006448750695
ASIN: B00007LA2L (Amazon-Bestellnummer)
Die 1000 Augen des Dr. Mabuse - Gert Fröbe, Peter van Eyck, Dawn Addams
Die 1000 Augen des Dr. Mabuse ist der letzte Film von Fritz Lang. Mabuse, jener genial-verrückte Verbrecher, er hat Lang sein gesamtes Film-Leben über begleitet. 1921 gab Lang mit Dr. Mabuse, der Spieler, einem ursprünglich in zwei Teilen gedrehten Spielfilm, sein Regiedebüt, 1932 inszenierte er Das Testament des Dr. Mabuse. Knapp 30 Jahre später beendete er sein filmisches Schaffen mit eben diesem Film: Die 1000 Augen des Dr. Mabuse.
Die 1000 Augen des Dr. Mabuse ist ein in vielfacher Hinsicht unterschätztes Werk. Um dies zu verstehen, muss man ihn mit den ersten beiden Filmen vergleichen. Dr. Mabuse, der Spieler, die Geschichte eines Therapeuten, der durch den Einsatz von Hypnose die Menschen blendet und seinen Reichtum mehrt, ist eine Auseinandersetzung mit der jungen Weimarer Republik und ihren sozialen Unterschieden. Es ist eine Geschichte über Armut und Reichtum und vor allem über die Profiteure jener Zeit, die auf dem Leid der Massen ihre Geschäfte machten. Das Testament des Dr. Mabuse indes ist eine Parabel auf den Nationalsozialismus und seine Gefahren, die ein Jahr später Realität werden sollten.
Die 1000 Augen des Dr. Mabuse als ein im Jahre 1960 inszenierter Film hat es natürlich leichter, einfach "nur" unterhalten zu wollen. Dennoch präsentiert Lang auch in seinem letzten Spielfilm als Regisseur mehr als "nur" spannende Unterhaltung. Der größte Teil von Die 1000 Augen des Dr. Mabuse spielt in einem Luxushotel, in dem durch geheime Überwachungskameras die Gäste ausspioniert werden. Als ein erster Hotelgast das Zeitliche segnet, kommt Kommissar Kras (Gert Fröbe) dem Drahtzieher dieses Verbrechens auf die Spur: dem seit rund 30 Jahren totgeglaubten Dr. Mabuse.
Mit diesem ersten Mabuse-Teil einer neuen Mabuse-Reihe, in der zwischen 1960 und 1964 insgesamt sechs Teile produziert werden sollten, wollte Produzent Atze Brauner vom Erfolg der Edgar-Wallace-Filme profitieren. Wo die Macher der Wallace-Filme auf ein reichhaltiges Repertoire an Kriminalromanen zurückgreifen und nach ihrem Gusto verändern konnten, bediente sich Brauner der überaus populären Figur des Dr. Mabuse, um diesen als Schurken ins Rennen um die Publikumsgunst zu schicken. Dieser Schachzug aber konnte nur gelingen, da er Fritz Lang die Regie dieses ersten Teiles übertrug und ihm inszenatorische Freiheiten zugestand.
Auf den ersten Blick liegt Fritz Langs Werk auf der Sensationsebene all jener Krimis, die zur selben Zeit produziert wurden. Aber der Film bietet eine zweite Ebene, auf der er tatsächlich auch als Fortsetzung der ersten beiden Mabuse-Filme funktioniert. Mabuse ist in Langs Inszenierung ein Schatten der Vergangenheit, ein Schreckensbild, das aus dem Bewusstsein der Massen verdrängt worden ist. Und nur aus diesem einen einzigen Grund gelingt es Mabuse, seine Spielchen zu spielen. Seine Existenz - und mit ihr seine Vergangenheit - werden kollektiv verleugnet. Dieses Spiel mit dem bundesrepublikanischen Empfinden jener Zeit, das Krieg und Schrecken so erfolgreich überwunden hatte, indem es die Vergangenheit einfach verdrängte, macht diesen Film so ungemein reizvoll. Und zu einem kleinen, verkannten Juwel seiner Entstehungszeit. -Christian Lukas