The Complete Musician

Friedrich Gulda

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 31. März 2003
Verkaufsrang: 13449 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 0028947283225
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The Complete Musician - Friedrich Gulda
Friedrich Gulda an einem ganz normalen Vormittag in seinem privaten Musikstudio - viele Fans dieses umtriebigen, schwer einzuordnenden Künstlers wären sicher gern einmal dabei gewesen, wenn er eine seiner aufregenden Reisen ins Reich der Musik unternahm. Dem Produzenten Rudolf Mraz wurde diese Ehre zuteil, und er war so beeindruckt, dass er Gulda überredete, eine solche Session dem Publikum auf Schallplatte zu bieten. So entstand 1978 die vorliegende Aufnahme, ursprünglich auf fünf LPs veröffentlicht, nun auf drei CDs wieder erhältlich.
Die Reise beginnt und endet mit Klassik; Ravels Zyklus "Gaspard de la nuit", Debussys "Reflets dans l'eau", Schuberts "Klaviersonate a-moll op. 42", Beethovens "Klaviersonate Nr. 31 As-Dur op. 110" und manches andere erklingt hier in höchst inspirierter, technisch gewohnt vollkommener Interpretation. Aber Gulda wäre nicht Gulda, beschritte er dazwischen nicht ganz andere Bahnen. Einen breiten Raum nehmen in seinem Vormittagsprogramm etwa eigene und fremde Jazz-Stücke ein: Dizzy Gillespies Night in Tunesia ist ebenso darunter wie Guldas "The Air from other Planets". Und hier ist der spontane Verlauf natürlich nur noch Fiktion: Gulda spielt dank moderner Aufnahmetechnik mit sich selbst im Duett (Flöte und Klavier beispielsweise), und wie aus dem Nichts tauchen auch ein paar Kollegen auf: Wayne Darlings spielt Bass, Erich Bachträgl ist an den Drums zu hören. Zuvor hatte es schon ein paar andere Kuriositäten gegeben: Gulda ergießt sich am Klavier in einer langen Fantasie über verschiedenste mit Wien assoziierte Melodien unter anderem aus Strauß-Walzern und Operetten, wobei der im Beiheft angekündigte Dialektsänger Albert Golowin leider nur sehr knapp zu Wort kommt. Der Wechsel zum Clavichord führt unter anderem zu einer aberwitzig virtuosen Version von Bachs Chromatischer Fantasie und Fuge - eine spieltechnische Meisterleistung auf solch einem doch recht fragilen, sensiblen Instrument. Um allerdings sein Blockflötenspiel in einer Sonate von Bach richtig würdigen zu können, muss man Gulda schon sehr gern mögen.
Gulda selbst schrieb zu der Mammut-Session einst einen assoziierend begleitenden Text, der im Booklet dieser Box wiedergegeben ist: Er hilft, seine Gedankengänge und -sprünge zu verstehen, gewährt ein ganz klein wenig Einblick in die Gedankenwelt dieses eigensinnigen Mannes, der als genialer klassischer Pianist begann und im Lauf seiner Karriere die merkwürdigsten Wege einschlug, bei weitem nicht immer zur Freude seines Publikums. -Michael Wersin