Iki

Värttinä

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 10. März 2003
Verkaufsrang: 142724 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 4015698231724
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Iki - Värttinä
IKI

"Ewiger Atem", so lautet die Übersetzung des Albumtitels - und den hat die Formation aus Karelien, dem Osten Finnlands, schon fast bewiesen. Nicht nur als erfolgreichste, sondern auch als eigenwilligste Band des skandinavischen Folkzirkels haben sie sich vor allem dank ihrer haarsträubenden Vokalsätze solange an der Spitze behaupten können. Die schlagkräftigen Gesänge der Värttinä-Girls, einst flapsig als Kreuzung aus Abba und den Bulgarischen Frauenstimmen bezeichnet, erkennt man unter tausenden heraus. Im zwanzigsten Jahr ihres Bestehens veröffentlicht Finnlands "Folk-Institution" nun ihr zehntes Album.
Iki ist ein reifes, fast abgeklärtes Opus geworden, verglichen mit dem rotzigen Tenor früherer Värttinä-Veröffentlichungen. Das hat durchaus seine guten Seiten: Wo einst die Instrumentalsektion zur bloßen Begleitabteilung wurde, harmoniert nun ein durchdachtes Arrangement gleichberechtigt neben den Stimmen. So etwa in der Herbstballade "Tuulen Tunto" und in "Sepän Poika", wo Fiedelsatz, Akkordeoneinlagen und Bouzouki mit dem sich verdichtenden Chorsatz gut abgestimmt sind. Im rhythmisch vertrackten "Tauti" wagt sich die Band sogar mal zu balkanisch gefärbten Intermezzi vor.
Die frechen, görenhaften Reime kommen auch nochmal zur Geltung: "Nahkaruoska" ist eine wilde, rhythmisch ausgekochte Zungenbrecher-Nummer, in der die Frau den um die Häuser ziehenden Lover mit der Peitsche verjagt. A cappella werden die Männer ein zweites Mal Zielscheibe des Spotts, wenn frau sie in "Potran Korean" als linkische, verspielte Tänzer verlacht. Der stärkste Song ist "Maahinen Neito", der mit archaisch kreisenden Strophen und schneidendem Refrain von einer abseits der Gesellschaft stehenden, erdgebundenen Frau erzählt. Gegen Ende lässt die schöpferische Kraft des Albums etwas nach, dennoch ist Iki ein überzeugendes Dokument von einer ehemaligen Schulmädchentruppe, die den letzten Schritt zum erwachsenen Bandgefüge vollzogen hat. -Stefan Franzen