Die Scheinheiligen

Maria Singer, Johannes Demmel, Michael Emina

DVD
Ausgabe vom 7. April 2003
Verkaufsrang: 5226 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 0828765039697
ASIN: B00008IXLF (Amazon-Bestellnummer)
Die Scheinheiligen - Maria Singer, Johannes Demmel, Michael Emina
Johannes, ein sympathischer, kleinkrimineller Hotzschnitzer, dringt in das scheinheilige Idyll einer kleinen oberbayerischen Gemeinde ein, um für den dort ansässigen Pfarrer eine wertvolle Marienfigur zu kopieren. Auf der Suche nach einem Dach über dem Kopf trifft er auf die alte, verwahrloste Bäuerin Magdalena. Die Gemeinde, geplant von finaziellen Nöten, träumt von einet Grillstation mit eigenem Autobahnzubringer. Hierfür benötigt man aber den Baugrund von Magdalena. Mit Hilfe von Johannes und dem Asybewerber Theophile wehrt sie sich gegen alle Versuche...

Wer bei Titel und Cover an eine biedere Heimatschnulze aus dem idyllischen Bayern denkt, irrt gewaltig, denn Thomas Kronthalers Die Scheinheiligen zeigt den Freistaat von seiner Kehrseite, die in diesem Fall niederträchtiger nicht sein könnte.
Ausgangspunkt ist der kleine (und real existierende) Ort Daxenbrunn, der das Pech hat, genau an der Autobahn gen Salzburg zu liegen. Doch den geografisch scheinbar ungünstigen Standpunkt sehen Bürgermeister Matthias sowie Freund und Landrat Dr. Seigis als Chance, die leeren Kassen zu füllen - "Hendl, mehr sog I ned". Ein Autobahngrill soll die Gegend sanieren, doch neben der Baugenehmigung bräuchte man auch den dazugehörigen Grund, und dieser wird von der genauso alten wie starrköpfigen Bäuerin Magdalena (großartig: Maria Singer) mit Waffeneinsatz (!) bis aufs Blut verteidigt.
Die Ereignisse überschlagen sich, als fast zeitgleich und unabhängig voneinander der Kunstschnitzer Johannes und Asylbewerber Theophile in dem verschlafenen Nest auftauchen und durch ihre unbeirrte Art die hiesige Ordnung kräftig auf den Kopf stellen.
Kronthaler erzählt eine wunderbare (wenn auch überspitzt dargestellte) Geschichte von Eigenbrötlern, korrupten Politikern und immer wieder von der Angst vor dem Fremden sowie vor Veränderung, die seine Figuren mit Bravur umzusetzen verstehen. Fernab von deutschen Großstadtkomödien und niveaulosem Klamauk, zaubert der selbst aus Daxenbrunn stammende Regisseur eine bitterböse Dorfsatire, die mit einer stimmigen Mischung aus authentischen Darstellern und viel Lokalkolorit zu überzeugen weiß. -Daniel Hofmann