Good Bye, Lenin!

Daniel Brühl, Katrin Saß, Chulpan Khamatova, Alexander Beyer

DVDs, DVD
Ausgabe vom 2003
Verkaufsrang: 2285 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 7321921936609
ASIN: B00008W41B (Amazon-Bestellnummer)
Good Bye, Lenin! - Daniel Brühl, Katrin Saß, Chulpan Khamatova, Alexander Beyer
Geschichte wird gemacht. Nur für den 21 jährigen Alex Daniel Brühl geht nichts voran. Kurz vor dem Fall der Mauer fällt seine Mutter Katrin Sass, eine überzeugte Bürgerin der DDR, nach einem Herzinfarkt ins Koma - und verschläft den Siegeszug des Kapitalismus. Als sie wie durch ein Wunder nach 8 Monaten die Augen aufschlägt, erwacht sie in einem neuen Land. Erfahren darf sie von alledem nichts Zu angeschlagen ist ihr schwaches Herz, als dass es die Aufregung überstehen könnte. Um seine Mutter zu retten, muss Alex auf 79 Quadratmeter die DDR wieder auferstehen lassen...
Viele Jahre sind nun schon seit dem Fall der Mauer im Herbst 1989 vergangen. Genug Zeit, um mit einem gewissen Abstand auf die historischen Ereignisse zurückblicken zu können und damit allen, Wessis wie Ossis, eine neue, aufschlussreiche Perspektive auf diese zu vermitteln. Und genau das ist jetzt dem Filmemacher Wolfgang Becker und seinem Drehbuchautor Bernd Lichtenberg mit Good Bye, Lenin! geglückt. Ihre Geschichte aus den Monaten, in denen alles viel schneller zusammenwuchs, als es sich je ein Mensch hätte vorstellen können, wirft ein neues Licht auf die Wiedervereinigung und mehr noch auf all die chaotischen, oft auch widerstreitenden Gefühle, die mit ihr einhergingen.
Christiane Kerner (Katrin Saß) ist gerade auf dem Weg zum Palast der Republik, um dort den 40. Geburtstag der DDR zu feiern, als sie mit ansehen muss, wie eine friedliche Demonstration von der Staatsmacht niedergeprügelt wird. Unter den Geschlagenen ist auch ihr Sohn Alex (Daniel Brühl). Und man kann sich nicht sicher sein, was sie nun eigentlich härter trifft: das Vorgehen der Volkspolizei oder vielleicht doch die Erkenntnis, dass ihr Sohn ihre Ideale nicht teilt. Noch bevor sie sich selbst darüber klar werden kann, erleidet sie einen Herzinfarkt und fällt ins Koma. Acht Monate später wacht sie wie durch ein Wunder wieder auf. Nur ist die Welt nun eine andere. Die DDR ist Geschichte, und der Kapitalismus hat Ostberlin mit all seinen Markenprodukten im Sturm erobert. Das darf sie allerdings nicht erfahren. Schließlich könnte sie jede Aufregung töten. Und so beschließt der 21-jährige Alex, ihr zusammen mit den anderen Mitgliedern der Familie vorzuspielen, dass die DDR noch immer existiert.
Die Idee, die DDR zumindest in den Wänden einer Wohnung und der Vorstellung einer Frau aufrechtzuerhalten, ist natürlich der reinste Irrsinn, und doch hat sie etwas für sich. Eine absurde Komik geht von Alex' immer verzweifelteren und auch immer aussichtsloseren Versuchen aus, seine Scharade fortzuführen. Aber so absurd ist sein Festhalten an der Vergangenheit letztlich gar nicht. Wenn er nur wenige Monate nach dem Fall der Mauer im Supermarkt nach alten DDR-Produkten sucht und nur Westwaren findet, stellt sich tatsächlich die Frage, ob alles so kommen musste, wie es damals kam - besonders, wenn man sich bewusst wird, dass seit einigen Jahren klassische Produkte der DDR durchaus ein Comeback erlebt haben. Aber Wolfgang Becker geht es bei diesen Szenen nicht um eine leere Nostalgie oder sentimentale Verklärung. Er fängt vielmehr die Dynamik der Ereignisse ein und führt uns vor Augen, wie wir damals alle von ihr überwältigt worden sind.
Wenn Daniel Brühl mit einer an die Komik der Slapstick-Zeit erinnernden Besessenheit und Verzweiflung versucht, eine Lüge zur Wahrheit werden zu lassen, dann ist es eben keine DDR-Nostalgie - wie sie etwa Peter Timm in Der Zimmerspringbrunnen liebevoll karikiert hat -, die ihn treibt. Er erschafft nur für seine Mutter und sich selbst eine andere, ideale DDR. In seinen Bemühungen offenbart sich ein Traum von einem ganz anderen Deutschland jenseits der alten Kapitalismus-/Sozialismus-Modelle, an den nur 1989/90 niemand so recht glauben konnte. Am Ende muss Alex scheitern, aber das macht ihn längst nicht zu einem Verlierer. Viel mehr noch als er haben all diejenigen verloren, die damals eine einmalige Chance verpasst haben. -Sascha Westphal