Meine Frau die Schauspielerin

Charlotte Gainsbourg, Terence Stamp

DVD
Ausgabe vom 2. Juli 2003
Verkaufsrang: 35194 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 4010324021489
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Meine Frau die Schauspielerin - Charlotte Gainsbourg, Terence Stamp
Das Leben an der Seite einer bekannten Schauspielerin ist nicht immer einfach, selbst bei einem gemütlichen Abendessen im Bistro bleibt man von Autogrammjägern nicht verschont, ein entspannter Bummel durch die Straßen von Paris ist geradezu undenkbar. Noch dazu wird man als Ehemann einer bekannten Schauspielerin von der Öffentlichkeit schlichtweg ignoriert, was dem männlichen Ego nicht unbedingt zuträglich ist. Es ist also kein Wunder, dass der Sportjournalist Yvan Yvan Attal ab und zu unter dem Ruhm seiner Frau Charlotte Charlotte Gainsbourg, einer bekannten und überaus beliebten Schauspielerin, leidet. Als der Ex-Freund seiner Schwester ihm dann auch noch erzählt, dass er es nie ertragen könnte, seine Frau zusammen mit einem anderen Mann auf der Leinwand zu sehen - ein Kuss ist und bleibt ein Kuss, auch, wenn er nur gespielt ist - wird der Beruf von Charlotte zu einem ernsthaften Problem für Yvan Was passiert wirklich, wenn eine Liebesszene gedreht wird? Charlotte steht währenddessen mit dem umjubelten Star John in den Pinewood-Studios vor der Kamera - und natürlich sieht das Drehbuch auch Kuss- und Bettszenen vor. Der eifersüchtige Yvan fährt mit dem Eurostar nach London und sieht seine sämtlichen Bedenken bestätigt Das gesamte Filmteam läuft im Adamskostüm über das Set, während sich Charlotte und John vor der Kamera auf einem Bett räkeln! Er kann ja nicht wissen, dass das Team sich nur entkleidet hat, um Charlotte, die ihrerseits auch Probleme mit Liebesszenen hat, die Situation zu erleichtern. Yvans Eifersuchtsanfall führt aber weniger zu einer Annäherung zwischen seiner Frau und ihm als vielmehr dazu, dass sich Charlotte nun von dem charmanten John angezogen fühlt. Denn dieser versteht ihre Situation, kennt die Probleme, die sich durch den Beruf des Schauspielers für eine Ehe ergeb ...

Die Frage, um die fast alles in Meine Frau, die Schauspielerin, das Regiedebüt des französischen Schauspielers Yvan Attal kreist, ist wahrscheinlich genauso alt wie das Kino und das Theater: Ist, wenn sich zwei Darsteller auf der Leinwand oder eben auch auf der Bühne küssen und lieben, alles nur gespielt, oder sind da vielleicht doch echte Gefühle mit im Spiel? Eine eindeutige Antwort liefert uns hier natürlich auch Yvan Attal nicht. Die wäre wohl auch gar nicht möglich. Doch zumindest gewinnt der erfahrene Schauspieler, der auch das Drehbuch geschrieben hat, diesem ewigen Rätsel einige höchst amüsante Verwicklungen ab.
Als Ehemann des berühmten Filmstars Charlotte (Charlotte Gainsbourg) genießt der Pariser Sportjournalist Yvan (Yvan Attal) einige Privilegien. So kann es schon mal passieren, dass ein Verkehrspolizist ihm kein Ticket ausschreibt, weil die reizende Charlotte neben ihm sitzt; und wenn es darum geht, einen Tisch in einem edlen Restaurant zu reservieren, wirkt der Name seiner Frau regelrecht Wunder. Doch all dies nimmt Yvan gar nicht als Vorzüge wahr, ihn stört vielmehr, dass all die Menschen, die Charlotte umschwärmen, ihn überhaupt nicht beachten. Sein schon lange schwellender Unmut und seine Eifersucht brechen schließlich ganz offen aus, als Charlotte zu Dreharbeiten nach London reist.
Yvan Attal potenziert die zentrale Frage nach den Gefühlen von Schauspielern bei Liebesszenen mit Meine Frau, die Schauspielerin ins nahezu Unendliche. Die geradezu absurde Situation, in die Yvan und Charlotte durch seine Zweifel und seine Eifersucht geraten, wird noch verrückter und undurchsichtiger, wenn man bedenkt, dass Yvan Attal und Charlotte Gainsbourg auch im wirklichen Leben verheiratet sind. Und wie im Film, den sich Attal ganz auf den Leib geschrieben hat - Charlotte ist kaum mehr als eine Statistin in dieser Geschichte, die doch auch ihre sein könnte -, ist sie auch in der Realität der viel größere Star als er.
Attal verwischt ganz bewusst auch noch die letzten Spuren der Grenze, die uns zwischen Fiktion und Wirklichkeit unterscheiden ließe. Aus dieser nicht mehr aufzulösenden Verwirrung zieht seine im Endeffekt doch sehr altmodische Komödie ihren Witz. Attal führt hier den Starkult und alles, was mit ihm zusammenhängt - vor allem die Neigung des Fans, Privatleben und Beruf seiner Ikone zu vermischen -, ad absurdum. Zugleich etabliert er sich mit seinem Debüt als autobiografischer Filmemacher, dessen größter Coup die Fiktionalisierung des eigenen Lebens ist.
In den Szenen, in denen sich mal nicht alles um Yvan und Charlotte, sondern um Yvans Schwester Nathalie (Noémie Lvovsky) und deren Mann Vincent (Laurent Bateau) dreht, kommt er dabei seinem großen Vorbild Woody Allen sogar noch näher. Sie verankern die extrem selbstreferenzielle Hysterie und Komik des Films in einer weitaus tiefer sitzenden Unsicherheit, deren Wurzeln in klassischen Identitätskrisen liegen, wie sie jeder, und nicht nur der Ehemann eines Stars, jederzeit durchleben kann. -Sascha Westphal