Solino

Barnaby Metschurat, Moritz Bleibtreu, Antonella Attili

DVDs, DVD
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EAN/ISBN: 7321921936616
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Solino - Barnaby Metschurat, Moritz Bleibtreu, Antonella Attili
In den sechziger Jahren verlässt die Familie Amato ihr italienisches Heimatdorf Solino und wandert nach Duisburg aus. Dort gibt es Stahlwerke, Kohlegruben und auch Schnee. Aber Pasta und Pizza? So entsteht der Plan, die erste Pizzeria des Ruhrgebietes zu eröffnen. Während Mutter Rosa kocht und Vater Romane den weiblichen Gästen schöne Augen mach verlieben sich die Söhne Gigi Barnaby Metschur und Giancarlo Moritz Bleibtreu dasselbe Mädchen. Im Laufe der Jahre zerbricht die Familie, und auch Gigi und Giancarlo trennen sich im Bruderzwist. Erst zehn Jahre später begegnen sich die beiden wieder -da stellt sich die Frage Wer hat sein Leben richtg gelebt?
Obwohl nun schon seit mehr als 30 Jahren Gastarbeiter und ihre Familien Deutschland und sein Erscheinungsbild mitprägen, hat sich das deutsche Kino im Hinblick auf ihre Geschichten und Schicksale seltsam zurückhaltend gezeigt. Außer ein paar Mitstreitern des Neuen Deutschen Films haben sich die meisten Regisseure und Autoren bis in die 90er-Jahre hinein diesem Aspekt unserer Wirklichkeit verweigert. Erst seit nun einige Angehörige der zweiten Generation selbst Filme drehen, öffnet sich das deutsche Kino verstärkt unserer multikulturellen Identität. Der berühmteste und erfolgreichste Vertreter dieser neuen deutschen Filmemacher ist dabei wohl Fatih Akin, der mit Kurz und Schmerzlos und Im Juli für zwei der eigenwilligsten heimischen Produktionen der letzten Jahre verantwortlich ist.
Mit Solino, dessen Drehbuch von Ruth Toma stammt, hat Fatih Akin nun zum ersten Mal einen fremden Stoff verfilmt. Und wenn einem das zunächst auch überraschend erscheinen mag - schließlich hat er sich mit seinen beiden ersten Werken als ein äußerst persönlicher Filmemacher präsentiert, der vor allem seiner eigenen Vision folgt -, so muss man doch zugeben, dass es niemanden im deutschen Kino gibt, der auf den ersten Blick geeigneter für diesen Stoff wäre. Ruth Tomas Geschichte von der vierköpfigen Familie Amato, die 1964 aus dem süditalienischen Dorf nach Duisburg aufbricht und schließlich dort die erste Pizzeria des Ruhrgebiets eröffnet, wirkt wie geschaffen für Akin. Zum einen greift sie all die Fragen auf, denen er schon in seinen früheren Arbeiten nachgegangen ist, zum anderen teilt Ruth Toma offensichtlich Akins Vorliebe für archetypische Konflikte und melodramatische Wendungen.
Im Zentrum von Solino stehen die beiden Brüder Gigi (Barnaby Metschurat) und Giancarlo (Moritz Bleibtreu), die sich von Anfang an besser in Deutschland zurechtfinden als ihre Eltern. Nur besteht zwischen ihnen eine latente Feindschaft, die immer wieder hervorbricht und die Gigi schließlich um so ziemlich jeden seiner Träume bringen wird. So reizvoll diese Geschichte und ihre Konstellation auch für Akin gewirkt haben muss, man spürt trotz allem, dass es nicht seine eigene ist.
Kurz und Schmerzlos und Im Juli bestechen vor allem durch ihre Nähe zu ihren Figuren. Man spürt in jeder Szene, wie sehr sie Akin am Herzen liegen. Zu Gigi und Giancarlo hat er diese innige Verbindung anscheinend nicht aufbauen können. Sie - und auch alle anderen Figuren - wirken wie die Kopfgeburten einer Drehbuchautorin, die möglichst viele Ideen und Probleme in einer Story unterbringen wollte. Und weder Akin noch seinen Darstellern gelingt es, sie mit Leben zu erfüllen. So bleiben am Ende nur einige Bilder und Szenen in Erinnerung, in denen sich Akins immenses Talent unter Beweis stellt. Sie alleine rechtfertigen seinen Versuch, auch einmal mit fremdem Material zu arbeiten. Doch man kann nur hoffen, dass er demnächst wieder seine eigenen Bücher schreibt. -Sascha Westphal